Bei der Kommunalwahl am 25. Mai treten 19 Parteien und Gruppierungen an. 17 davon wollen in den Rat, zwei bewerben sich um Mandate in den Stadtteilparlamenten. Schon jetzt deutet sich an: In der Essener Kommunalpolitik dürfte es noch bunter zugehen als heute schon.

So viele waren es noch nie: Bei der Kommunalwahl am 25. Mai treten 19 Parteien und Wählervereinigungen an, davon wollen 17 in den Stadtrat. Rund 1800 Kandidaten bewerben sich um einen Platz in Rat oder Bezirksvertretung.

Am Montag um 18 Uhr lief die gesetzliche Frist ab, in der die Kandidatenvorschlägen dem Wahlamt zur Prüfung vorgelegt werden mussten. Zehn Minuten vor Toresschluss lagen die letzten Listen vor. Das politische Farbenspektrum deutet es bereits an: Der neue Rat dürfte noch bunter aussehen, als es heute bereits der Fall ist. Der Wegfall der Fünf-Prozent-Hürde schlägt nun vollends durch, kommentiert Rüdiger Lose vom Wahlamt, dass die 480 000 Wahlberechtigten im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl haben.

Wer tritt an? Na klar, die im Rat etablierten SPD, CDU, Grüne, FDP und das Essener Bürgerbündnis (EBB) und auch Die Linke. Letztere reichte ihre „aktualisierte“ Liste gestern quasi auf den letzten Drücker ein, nachdem ein Einspruch beim parteiinternen Schiedsgericht eine Wiederholung der Kandidatenkür erzwungen hatte. Aus dem linken Spektrum ist die Wahlinitiative „Essen steht auf Auf“ ebenfalls wieder dabei, rechtsaußen buhlen die Republikaner und die NPD um Stimmen. Alle drei Gruppierungen konnten bereits 2009 jeweils ein Mandat im Rat erringen und mussten deshalb nicht erneut Unterstützer-Unterschriften von Wahlberechtigten vorlegen. Das galt auch für die Piratenpartei, da diese ja schon im Landtag sitzt. Nun wollen die Piraten ihre orangefarbene Flagge auch im Stadtrat hießen.

Auf dem Wahlzettel wird ferner „Die Partei“ auftauchen, bekannt durch Spaßwahlkämpfe und satirische Spitzen. Auch die „Alternative für Deutschland“ (AfD) versucht sich auf lokalem Parkett. Den Einzug in den Bundestag hatten die Eurokritiker 2013 knapp verpasst. Dass am 25. Mai auch das neue Europaparlament gewählt wird, könnte der AfD entgegen kommen.

Einen neuen Anlauf in Richtung Stadtrat nimmt die DKP, die Rechtspopulisten von Pro NRW erweitern das Spektrum am Rechten Rand. In Bergeborbeck und Vogelheim will die Initiative „Bigwam“ Frust und Wut gegen den wilden Automarkt in Wählerstimmen ummünzen - und will in den Rat.

Für Lokalkolorit auf Bezirksebene sorgt die Bürgerliste Nord, die in den Stadtbezirken V und VI kandidiert. „Essener Zukunfts-Initiative“ sorgt sich um die Subkultur und tritt in drei Stadtbezirken an.

Ein Termin, drei Wahlen

Insbesondere an wahlberechtigten Migranten wenden sich zwei Wahlvereinigungen: das „Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit“, das in vier von insgesamt 41 Stimmbezirken antritt, sowie die „Allianz Essener Demokraten“, die vom ehemaligen Vorsitzenden des Integrationsrates, Muhammet Balaban, angeführt wird und in 19 Stimmbezirken kandidiert. Beide Gruppierungen könnten davon profitieren, dass die Kommunalwahl und die Wahl zum Integrationsrat ebenfalls auf einen Termin fallen.