Essen.. Dass Essen schon bei der ersten Bewerbung für die „Grüne Hauptstadt Europas 2016“ die Finalrunde erreicht hat, gilt als „kleine Sensation“. In Kopenhagen muss sich die Ruhr-Metropole mit Oslo, Ljubljana, Nijmegen und Umea messen. „Das Rennen ist völlig offen“, sagt Baudezernentin Simone Raskob.

Brüssel meint es gut mit Essen. 2010 bereits als „Kulturhauptstadt Europas“ geadelt, schickt sich die Ruhr-Metropole erneut an, das blaue Sternenbanner hochzuhalten. Diesmal will Essen zur „Grünen Hauptstadt Europas 2016“ aufsteigen. Die Entscheidung der EU-Kommission, Essen gleich bei seiner ersten Bewerbung fürs Finale am 23./24. Juni in Kopenhagen zu nominieren, gilt als „kleine Sensation“. Essens Konkurrenten sind Ljubljana, Nijmegen, Oslo und Umea.

„Das Rennen ist völlig offen“, frohlockt Simone Raskob, die am Tag nach der überraschenden Entscheidung immer noch wie elektrisiert wirkt. Passend zum Ereignis trägt die Umweltdezernentin in der am Freitag eilends einberufenen Pressekonferenz einen schicken Hosenanzug in leuchtendem Grün. Und fügt euphorisch hinzu: „Essen ist in vielen Umweltbereichen bereits führend in Europa.“ Größtes Manko sei der Verkehr. Deshalb will Essen den Radfahrer-Anteil von jetzt fünf Prozent verdoppeln.

90 Minuten haben die Essener Zeit, um in Kopenhagen in einer Art Casting-Show zu brillieren: mit spannenden, visionären Projekten, pfiffigen Videoclips und schlagkräftigen Argumenten - selbstverständlich vorgetragen auf Englisch. Damit ihre „Performance“ die hochkarätige Jury überzeugt, lassen sich die Essener von der TAS Emotional Marketing-Agentur des Esseners Thomas Siepmann „coachen“.

Grüne Hauptstadt 2016 - was haben die Essener davon? „Eine ganze Menge“, erwidert die Umweltdezernentin. Sie schwärmt davon, analog zum 2010er Ruhrschnellweg-Spektakel diesmal die A42 einen Tag zu sperren und den vierspurigen Asphalt für Wanderer und Radfahrer zu öffnen.

Zu den charmantesten Vorhaben zählt die Absicht, den Essenern endlich das Wasser der Ruhr wieder zurückzugeben. Was an der Isar in München funktioniere, solle auch im Ruhrgebiet möglich sein, heißt es. Raskob: „Die Menschen sollen am Baldeneysee wie auch am Ufer in Steele wieder baden gehen können.“ Ein weiterer Trumpf: die so genannte „Zweite Stadt“, also die faszinierende Untertagewelt der Zeche Zollverein mit ihrem Gewirr aus Strecken, Streben und Schächten und Umweltthemen wie Geothermie. Grüne Hauptstadt, das sei weniger eine grelle Event-Show, sondern ein anspruchsvoller Mix vom „Green Capital Day“ über Kongresse bis hin zu Bürgerfesten im Stadtteil.