Im Geschichtsunterricht haben die Schüler der zehnten und zwölften Jahrgangsstufe des Theodor-Heuss-Gymnasiums in den vergangenen Wochen ausführlich über die Krim-Krise gesprochen. Viele Fragen blieben dabei offen: Wie werden die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine ausgehen? Was versprechen sich viele Ukrainer von einer stärkeren Anbindung an den Westen? Und wird die politische Lage auch in ukrainischen Schulen diskutiert?
Fragerunde in deutscher Sprache
Jetzt hatten die Kettwiger Gymnasiasten die Chance, ihre Fragen drei Ukrainern direkt zu stellen. Aus der Stadt Dniprodzerzhynsk waren der Schulleiter Kozlov Viktor, die Englischlehrerin Cherkasova Tetiana und die Französischlehrerin Proskura Liubov zu Gast. Ihr Besuch in Kettwig hat den Grundstein gelegt für eine zukünftige Kooperation des Theodor-Heuss-Gymnasiums mit dem Gymnasium in Dniprodzerzhynsk.
Bei der Fragerunde konnten die Schüler die ukrainischen Lehrer auf Deutsch ansprechen. Das Übersetzen übernahm Mathematiklehrerin Marina Bekker, deren Muttersprache russisch ist. Besonders interessierte die Schüler der Einfluss Russlands auf die Ukraine. „Russland interessiert sich neben der Krim vor allem für den Osten der Ukraine, weil wichtige Unternehmen dort angesiedelt sind“, erklärte Liubov. Die gegenwärtige russische Politik lehnte die Französischlehrerin entschieden ab: „Obwohl ich gebürtige Russin bin.“
Auch wollten die Schüler wissen, ob Gespräche mit anderen europäischen Ländern etwas an der Situation in der Ukraine verändert hätten. „Man kann sagen, dass die Besuche von ausländischen Regierungsleuten die brutale ukrainische Politik ein bisschen weicher gemacht hat“, sagte der Schulleiter Kozlov Viktor.
Die Fragen hatten die Schüler zuvor im Unterricht vorbereitet. Themen im Geschichtsunterricht der Oberstufe sind unter anderem Bürgerrechte und der Nationalstaat. „Die Ukraine ist ein gutes Beispiel für den Prozess der Demokratisierung“, erklärte Geschichtslehrer Dr. Andreas Herzog. Auch habe er mit den Schülern die individuellen Rechte jedes Menschen gegenüber dem Staat diskutiert.
Die ukrainischen Lehrer führten auch Gespräche mit Schulleiter Dr. Thomas Döpner und Europaschulkoordinatorin Madeleine Werners.
Das Theodor-Heuss-Gymnasium bemüht sich besonders um interkulturellen Austausch und Projekte. Kooperationen bestehen bereits mit vielen Ländern. „Allerdings ist Osteuropa bisher noch nicht so stark vertreten. Der Besuch der Delegation aus der Ukraine ist für uns deshalb eine tolle Gelegenheit“, sagt Döpner.
Der Kontakt zum Gymnasium in Dniprodzerzhynsk soll in Zukunft ausgebaut werden. Als ersten Schritt wollen die Lehrer E-Mail-Kontakte zwischen deutschen und ukranischen Schülern vermitteln.