Essen. Die erst 1997 bezogene Hochhaus-Turm am Opernplatz sei “grundsätzlich ungeeignet für eine moderne Konzernverwaltung“, urteilt Personalvorstand Uwe Tigges. Es geht dabei um neue Organisationsformen und auch den Abbau von Arbeitsplätzen.
Die RWE AG hat einen Zeitungsbericht bestätigt, wonach der Konzern mittelfristig daran denkt, das Hochhaus am Essener Opernplatz zu verkaufen oder zu vermieten. In einem Interview hatte Personalvorstand Uwe Tigges geklagt, der Turm mit seinen 30 Stockwerken sei „aufgrund seiner runden Architektur grundsätzlich ungeeignet für eine moderne Konzernverwaltung“. Es gebe zu viele Freiflächen und fensterlose Räume in der Mitte des Turms. Allerdings werde es, so Tigges, „nicht so einfach sein, einen Käufer zu finden“. Nach WAZ-Informationen will RWE im Zuge der anstehenden Konzentration von Aufgaben stärker auf Großraumstrukturen setzen und sich deshalb auch bei den Immobilien neu aufstellen. „Wir prüfen derzeit, welche wir verkaufen oder abmieten können“, erklärte RWE-Sprecher Martin Pack.
Die RWE-Vorstellungen haben ihren Ursprung allerdings nicht nur in neuen Organisations-Ideen, es geht auch um Vorbereitungen für den anstehenden Personalabbau. Dieser könnte dazu führen, dass künftig generell weniger Büroraum benötigt wird als RWE in Essen besitzt. Neben dem Turm gehören dazu unter anderem weitere Hochhäuser an der benachbarten Kruppstraße und am Bismarckplatz sowie der Komplex an der Altenessener Straße direkt nördlich der Innenstadt.
Ohne Personalanpassung geht es nicht
Diskutiert wurden im Unternehmen auch schon Pläne, an der Altenessener Straße einen neuen „RWE-Campus“ zu bauen, doch dürfte dies bei der derzeitigen finanziellen Lage .- wenn überhaupt - Zukunftsmusik sein. Immerhin bestätigte Personalvorstand Uwe Tigges im Interview: Die RWE-Zentrale bleibt Essen auf jeden Fall erhalten.
Panoramablick vom RWE-Turm
In Bezug auf den Turm war die RWE-Pressestelle gestern bemüht, die Aussagen Tigges wieder einzufangen und etwas abzumildern. Ein Verkauf stehe „nicht auf der Agenda“, hieß es. Dementieren allerdings wollte man das Interview nicht. Der RWE-Turm wurde 1997 bezogen und vom Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven konzipiert, der dafür mehrere Preise erhielt. Das Haus gilt - gemessen am Baujahr - als sehr energieeffizient, ist mit 127 Metern (plus Antenne) der höchste Büro-Turm im Ruhrgebiet und dominiert die Hochhausgruppe südlich des Hauptbahnhofs. Es steht in hohen Maße symbolhaft für RWE.
Durchaus optimistische Signale in die Essener Stadtgesellschaft gesendet hatte am Dienstag Abend Arndt Neuhaus, der Vorstandschef der RWE Deutschland AG, die mit Stromnetze und Vertrieb zuständig ist. Zwar müsse „jeder verstehen, dass es ohne Personalanpassung bei RWE nicht geht“, sagte Neuhaus in einem Interview beim neuen Treff „Stadtgespräche“, dessen Gast er war. Essen profitiere andererseits aber stark von der Neuausrichtung des Konzerns, „weil wir viele Abteilungen hier konzentriert haben.“ Ob das unterm Strich den Abbau in der Zentrale aufwiegt, wird sich dann zeigen.