Rund ein Jahr nach Beginn der Präventionsschulungen für alle Beschäftigten katholischer Einrichtungen im Bistum Essen hat Generalvikar Klaus Pfeffer eine erste, positive Bilanz gezogen: „Mittlerweile haben sich gut die Hälfte unseres pastoralen Personals, also Priester, Diakone, Gemeinde- oder Pastoralreferenten, sowie fast drei Viertel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Generalvikariats in Schulungen umfassend mit sexuellem Missbrauch auseinander gesetzt und informiert“, so Pfeffer. „Bis Ende dieses Jahres werden zudem alle Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen des Bistums die Kurse durchlaufen haben.“

Ziel des Programms sei es, bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine hohe Sensibilität zu wecken, um sexuellen Missbrauch rechtzeitig zu erkennen und diesem entschieden entgegenzutreten. „Wir haben aus dem Missbrauchs-Skandal in unserer Kirche gelernt und nehmen unsere besondere Verantwortung wahr, um alles zu tun, damit sexualisierte Gewalt bei uns verhindert wird.“

Als Reaktion auf den Anfang 2010 aufgedeckten Missbrauchsskandal in katholischen Einrichtungen hatte sich das Bistum Essen eine Präventionsordnung gegeben. In dieser wurden neben Vorschriften, die etwa die Abgabe erweiterter Führungszeugnisse regeln, auch verpflichtende Schulungen für alle Beschäftigten festgelegt.

Mitarbeiter sollen immer wieder mit dem Thema konfrontiert werden

Nach der inhaltlichen Ausarbeitung der bis zu zweitägigen Seminare seien mittlerweile rund 900 Teilnehmer darin ausgebildet worden, Hinweise auf sexualisierte Gewalt zu erkennen und dieser vorzubeugen, heißt es. Die Rückmeldungen der Teilnehmer seien durchweg positiv, sagt der Referent für die Präventionsschulungen im Bistum Essen, Daniel Wörmann. „Selbst wenn bei einigen am Anfang die Skepsis überwiegt, sind sich die Teilnehmer nach der Schulung in der Regel einig, dass es gut ist, sich mit diesem wichtigen Thema so intensiv zu beschäftigten.“ Nicht selten sei es in den Schulungen zu Situationen gekommen, in denen Teilnehmer durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema an eigene Erlebnisse mit sexualisierter Gewalt erinnert worden seien, berichtet Wörmann. Dann sei besondere Behutsamkeit der Referenten gefragt.

Ziel sei es, möglichst bald alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Prävention sexualisierter Gewalt zu schulen, bekräftigt Generalvikar Pfeffer. Analog zu den auf hauptamtliche Beschäftigte zugeschnittenen Angeboten würden gemeinsam mit den Kirchengemeinden vor Ort auch Schulungsangebote für Ehrenamtliche entwickelt. Zudem erarbeitet das Ruhrbistum derzeit ein Konzept, um die Mitarbeiter auch mittel- und langfristig immer wieder neu mit dem Thema zu konfrontieren. „Wir wollen möglichen Missbrauchstätern damit klar signalisieren, dass es bei uns eine hohe Wachsamkeit gibt. Wir lassen nicht zu, dass Kinder, Jugendliche und andere Schutzbefohlene im Raum der Kirche zu Schaden kommen“, betont Pfeffer.