Borbeck.

. Es ist in fast jeder Wohngemeinschaft das Gleiche: Das erste Mal sind die Bewohner auf sich allein gestellt. Dabei können die einfachsten Aufgaben wie Wäsche waschen oder Staub saugen zur Herausforderung werden. Die WG am Kuhlmannsfeld von der Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen in Essen (GSE) unterscheidet sich dabei in nur wenigen Dingen von einer typischen Studenten-WG. Dort werden acht Menschen mit geistiger Behinderung in einer besonderen Wohnform betreut, um ein möglichst selbstständiges Leben führen zu können. Ziel der pädagogisch-therapeutischen Arbeit ist es, eine gewisse Eigenständigkeit zu schaffen und den Bewohnern möglichst viele lebenspraktische Fähigkeiten mitzugeben.

Fünf solcher Wohngemeinschaften der GSE gibt es in Essen. Seit dem Sommer 2010 existiert die Borbecker Gruppe. Genau genommen sind es zwei Wohnungen für jeweils vier Personen. Ein großes Gemeinschafts-Wohnzimmer verbindet die beiden Einheiten.

Von montags bis freitags arbeiten alle acht Bewohner in den Werkstätten für behinderte Menschen der GSE. Danach trudeln alle zwischen 16 und 16.30 Uhr ein. Zwei Betreuerinnen sind nachmittags ebenfalls vor Ort. „Am Wochenende sind die Bewohner weitgehend auf sich allein gestellt“, erzählt Nicole Buttkus, pädagogische Mitarbeiterin der Einrichtung. Sie und ihre Kollegin sind Ansprechpartner, helfen im Alltag und begleiten die Bewohner bei allen wichtigen Terminen.

Oft fehlt es an den grundlegendsten Fähigkeiten: „Da erklärt der eine dem anderen, wie die Waschmaschine funktioniert. Das dauert zwar gern eine halbe Stunde, aber es funktioniert“, sagt Buttkus. Darum geht es nämlich in der Wohngemeinschaft: gegenseitige Unterstützung, persönliche Stärken in die Gruppe einbringen. Oft seien die Bewohner direkt aus ihren Familien gekommen – manche erst mit über vierzig Jahren, erzählt Buttkus. Für die besonders Fitten unter ihnen kann das Ziel einmal sein: eine erste eigene Wohnung.

Feste Strukturen und klare Regeln sind wichtig für Erwachsene mit geistiger Behinderung. „Dienstags und freitags gehen wir einkaufen, mittwochs ist Putztag und jeden Donnerstag findet bei uns ein Spieleabend statt“, erklärt Buttkus den Wochenplan. Mittwochs nach der Arbeit kochen oder backen sie oft gemeinsam. „Ich liebe backen!“, ruft Joachim Reese, Bewohner der WG seit dem ersten Tag. Buttkus berichtet: „Herr Reese ist einer unserer unselbstständigsten Bewohner. Zwei Mal täglich kümmert sich ein Pflegedienst. Er hat jedoch schon viele Fortschritte bei uns gemacht. Dass er irgendwann auszieht, ist aber sehr unwahrscheinlich“.