Anderssein ist noch keine Kunst. Aber wie sieht die Malerei im 21. Jahrhundert aus, wohin schweift der Pinsel in dieser digitalen, bilderübervollen Welt? Das fragt das Kunsthaus Essen in seiner Ausstellung „Beyond Mainstream“. Zu sehen sind fünf Positionen zeitgenössischer Kunst, die die Pauschalisierung vor allem durch ganz individuelle Ansätze vermeiden. Fünf sehr unterschiedliche Köpfe sind das eben, die da stehen, wo schon Generationen von Künstlern zu stehen glaubten: Am Anfang ihrer Karriere und gleichzeitig am vermeintlichen Ende der Malerei. Alles schon gemalt! Das haben schon viele gerufen und weitergemacht. Und es wäre ja auch zu schade um Hiroko Kamedas feinsinnige, von der Literatur inspirierte Malerei, die mit zartem Pinselstrich und Liebe zum Ornament poetische Bilderwelten entstehen lässt. Oder um Martin Meisers kunstvoll übermalte Digitalfotografien, mit denen er den alltäglichen Orten und Dingen eine neue, geheime Präsenz gibt, indem er sie mit seiner Malerei kunstvoll „entrümpelt“ und in neue Wahrnehmungssphären führt.
Ihre Werke stehen im bewussten Kontrast zu den von Cartoon, Science-Fiction und sonstiger Popkultur inspirierten Arbeiten von Christoph Kummerow. Sein schöpferische Kosmos ist ein gewaltiger Bilderspeicherplatz, in dem Plattencover und digitale Fotografien genauso auftauchen wie Star-Wars-Finsterling Darth Vader oder die Schlümpfe. Anna Steinert hingegen wehrt sich gegen das Diktat des ewigen Sichtbarsein, den schalen Oberflächenreiz der Schönheit und experimentiert mit Masken. Während Anna Lena Grau eine silbrig-ausgegossene Schädeldecke zum Malgrund gemacht hat. Der Bestandteil eines tantrischen Opferrituals ist ein Familienerbstück und schon deshalb ein unvergleichlicher Kunstschatz.