Links, erste Geigen. Drittes Pult, vorne. Das ist er: Schlank, schwarze Haare, schwarze Augen. Nestor Luciano Casalino, einer der jungen Musiker aus der Orchesterakademie der Essener Philharmoniker. Einer aus 400 Bewerbern, der für ein Jahr eines der heiß begehrten Stipendien ergattert hat.

Der junge Mann aus Córdoba in Argentinien weiß um die tolle Chance. Und er weiß, wem er sie zu verdanken hat. Die Orchesterakademie wird ausschließlich von Sponsoren und engagierten Musikfreunden getragen. Der Verein mit gut 100 Mitgliedern ermöglicht pro Jahr acht jungen Musikern, sich eine Spielzeit lang intensiv auf den Einsatz in einem Spitzenorchester vorzubereiten. „Seit Gründung 1999 haben wir mehr als 100 jungen Menschen ein Stipendium ermöglicht“, berichtet Vorsitzender Herbert Lütkestratkötter. 2014/15 sollen es sogar zehn sein. Bereits mit 80 Euro Jahresbeitrag kann man zu den Förderern gehören.

Etwas für junge Menschen tun

Für Lütkestratkötter ist der Verein ein Beispiel bürgerschaftlichen Engagements: „Ich habe Interesse an Musik und möchte etwas für junge Menschen tun“, erklärt er seine Motivation. Casalino, der in Wuppertal studiert, soll vor allem den Spielbetrieb eines Orchesters kennenlernen: Proben, Arbeit mit verschiedenen Dirigenten, Austausch mit erfahrenen Musikern. Jeder Stipendiat hat einen persönlichen Mentor aus dem Orchester zur Seite. Für den 23-Jährigen ist das die Geigerin Natalie Arnold: „Wir machen jede Woche eine Stunde Unterricht, gehen Opern durch, bereiten die Standardstücke vor, die bei Probespielen verlangt werden.“ Vor allem die Oper komme in der Hochschul-Ausbildung zu kurz. Da bringen die Erfahrungen am Aalto-Theater die jungen Musiker ein gutes Stück weiter.

Natalie Arnold weiß, dass die angehenden Orchestermusiker Spielpraxis brauchen. Aber auch Tipps, wie sie die psychisch fordernden Probespiele und – bei Anstellung – das Probejahr bewältigen können: „Musiker ist ein emotionaler Beruf, man muss sich im Orchester aufeinander einstellen. Ein junger Kollege kann dabei sehr viel falsch machen.“

Casalino hat’s offenbar richtig gemacht: Der aufgeschlossene junge Mann hat ab Juli einen Jahresvertrag bei den Essener Philharmonikern in der Tasche. Noch etwas glücklicher war einer seiner Mit-Stipendiaten: Francesc Saez bekam nach erfolgreichem Probespiel die freie Hornistenstelle im Orchester. Ein kleines Dankeschön wollen die Stipendiaten am Sonntag sagen. Natürlich musikalisch, mit einem Konzert im Aalto-Foyer.