Bergerhausen. .

Wie ein Fingerzeig Gottes ragt der einst 74 Meter hohe Kirchturm von St. Hubertus seine verwundete Spitze in den blaßblauen Morgenhimmel. War es eine Warnung des Allmächtigen, dass der Blitz am 4. Januar diesen Jahres den Turm traf und in Brand setzte? „Wir sehen es eher als ein Wunder Gottes, dass nicht mehr passiert ist und keine Menschen zu Schaden gekommen sind“, sagt Altfrid Norpoth vom Gemeinderatsvorstand.

Norpoth, seit 1981 in der Bergerhauser Kirchengemeinde aktiv, wohnt in Sichtweite des Gotteshauses und fühlt sich unter dem höchsten Kirchturm Essens immer sehr beschützt. „Bei jedem Gewitter über unserer Stadt wissen wir, dass ein Blitz die Wohnhäuser nicht treffen kann, weil St. Hubertus alles abwehrt.“ Schon mehrfach sei der Blitz dort eingeschlagen, aber bis auf den Freitagabend im Januar habe der Blitzableiter immer funktioniert. „Doch dieser Blitz war einfach zu stark.“

Neun Stunden lang löschtedie Feuerwehr

Mit einem unglaublichen Knall fuhr er in die Turmspitze und setzte die tragende Holzkonstruktion unter dem mächtigen Kreuz in Brand.

Neun Stunden lang löscht die Feuerwehr in einer groß angelegten Aktion den Brand. Am Morgen danach präsentiert sich St. Hubertus ohne Spitze, fünf Meter kürzer, dafür mit reichlich Löschschaum im Treppenhaus. Den beseitigen die Mitglieder der Gemeinde in einer besispiellosen Aktion. „Diese Beteiligung fand ich unglaublich, das ist gelebte Gemeinschaft“, schwämt Norpoth von dem großen Zusammenhalt. Schon am nächsten Tag konnte in St. Hubertus wieder Gottesdienst gefeiert werden. Das schwere Kreuz, das so lange die Turmspitze zierte, liegt seitdem vor dem Altar. „Dort bleibt es so lange liegen, bis der Kirchturm renoviert ist.“

Doch wie geht es jetzt weiter? „Um den Schaden zu beheben, sind wir dringend auf Spenden angewiesen.“ Noch ist nicht sicher, wie hoch er ist. Die Gutachten sind noch nicht abgeschlossen. Aber nicht nur die Spitze, sondern der gesamte Kirchturm muss dringend renoviert werden. Immer wieder lösen sich Steine aus dem Mauerwerk. Und auch die kupfernen Dachplatten sitzen nicht mehr sicher an Ort und Stelle. Bereits vor zwei Jahren hat ein heftiger Sturm zwei Kupferplatten vom Dach gefegt.

Der gesamte Kirchturm muss renoviert werden

Grob geschätzt wird die Renovierung wohl um die 2,5 Millionen Euro kosten. Dazu kommt noch die Beseitigung der Brandschäden. „So viel Geld haben wir natürlich nicht.“ Aber einen Teil der Kosten, in der Regel sind es drei Viertel, übernimmt das Bistum Essen. Den Rest muss die Gemeinde St. Hubertus und Lambertus, so der offizielle Name, stemmen.

Die ist bereits fleißig dabei, veranstaltet regelmäßig Türkollekten und hat ein Spendenkonto errichtet, das sich allmählich füllt. Knapp 16000 Euro lautet der aktuelle Stand, der regelmäßig auf der Internetseite angegeben wird. Aber St. Hubertus bekommt auch viel Hilfe von außen. Vergangenen Sonntag gaben die Chöre der Nachbargemeinden ein kostenloses Konzert in St. Hubertus. Und die Essener Oldie-Band „Remake“ will am 6. September den Gemeindesaal rocken. „Ein Bandmitglied heißt Hubertus und fährt jeden Tag an unserer Kirche vorbei. Als er von unserem Unglück hörte, hat er spontan angerufen und angeboten, ein Benefizkonzert zu geben“, freut sich Norpoth.