Essen. . VRR, Stadt und Evag wollen 24 Ampeln im Stadtgebiet umrüsten, um die Straßenbahnen aus dem Verkehr zu holen. Die Linien 101, 103 und 105 sollen in zwei Jahren durchweg grünes Licht erhalten.

In Essen ältester Nahverkehrsschmiede hatten sie früher immer viel Zeit: Denn den Bussen oder Bahnen per automatischer Schaltung wenigstens an den Ampeln einen Vorsprung einzuräumen vor dem übrigen Verkehr, galt lange als verpönt. Als die Essener Verkehrs AG beispielsweise vor zehn Jahren für ihre Buslinien beantragte, 248 Signalanlagen zwischen Karnap und Kettwig für rund 8,8 Millionen Euro umzurüsten, gab es eine Abfuhr. Erst nach und nach erhielten Bus und Bahn grünes Licht an den über 530 Ampeln auf ihren Wegen. Immerhin, nun soll bei der Schiene aufs Tempo gedrückt werden: Für die Tram, die in Essen gerade einmal zu 20 Prozent auf eigenen Trassen fährt, wollen VRR, Evag und Stadt für rund 1,38 Millionen Euro in den nächsten beiden Jahren 24 Signalanlagen umrüsten, um die Bahnen aus dem Verkehr zu holen.

Linie 107 umgerüstet

Neben der 107 nach Katernberg, die bereits durchgängig auf ihrem Weg über nahverkehrsfreundliche Ampeln fährt, sollen im Jahr 2016 auch die Linien 101, 103 und 105 mit der neuen Technik ausgestattet sein. Bei der 109 endet die Beschleunigung allerdings auch künftig an der Holle-straße, sie muss sich weiter nach Steele hinunter irgendwie durch den Verkehr wühlen.

Dabei geht es bei der Tram um Sekunden: Genau 46,6 Sekunden wird die Linie 101 auf ihrem Weg von der Helenenstraße bis Germaniaplatz künftig herausholen, 31 Sekunden, hat die Evag ausgerechnet, dürften es für die 103 von Fliegenbusch bis Haltestelle Wertstraße sein, sogar 66,9 Sekunden für die 105 von Rampe Aalto-Theater bis zur Endhaltestelle Finefraustraße. Die 109 spart von Martin-Luther-Straße bis Breilsort dann doch noch 25,3 Sekunden. Für die rund 350.000 Fahrgäste, die täglich in Essen bei Bus und Bahn zusteigen, bringt der Zeitgewinn mehr Pünktlichkeit, damit kürzere Wartezeiten, bessere Anschlüsse, weniger überfüllte Wagen und höheren Fahrkomfort, weil die Bahnen weniger anfahren und abbremsen müssen. Das wiederum reduziert den Verschleiß bei den Fahrzeugen, die darüber hinaus weniger Strom auf der Strecke brauchen. Die Evag spart dadurch Geld.

Probleme auf der Steeler Strecke

Bis alle 630 Ampeln im Stadtgebiet den Vorrang erkennen, bleibt noch einiges zu tun: Auf der Linie 109 fehlen die 13 Ampeln bis Steele, für die Linie 106 müsste noch zwischen Moltkestraße und Alfred Krupp Schule umgerüstet werden. Bei den Bussen warten auf der SB15-Strecke 19 Signale auf die neue Technik, die Busse der 160 müssen sich über 46 Ampeln ohne Vorrang durchkämpfen, die Kollegen auf dem 170er stehen an 52 Anlagen im Verkehr. Dabei dürften erst nach dem Ende aller Umrüstungen die Investitionen in den Nahverkehr „ihre vollständige Wirkung entfalten“, heißt es dazu in der Vorlage für den Bauausschuss. Und das bedeutet nur: die Evag will pünktlich werden.