Die Papierkörbe im Moltkepark sind verbogen und verwittert, Windböen und Elstern tun ihr Übriges, um den Müll großflächig zu verteilen. Der knappen Stadtkasse ist es geschuldet, dass die Abfalleimer laut Grün & Gruga frühestens in zehn Jahren ersetzt werden könnten. Gemessen an manch anderen Sorgen dieser Stadt ist das Problem vergleichsweise klein. Es demonstriert aber, dass Bürger immer mehr Aufgaben übernehmen müssen, wenn sie ihr Umfeld lebenswert erhalten wollen: Denn zehn Jahre möchte der Bürgerverein Moltkeviertel den Zustand nicht hinnehmen: Mit einem Antrag wandten sich die Ehrenamtlichen nun an die Bezirksvertretung (BV) I, um auf eigene Kosten neue Papierkörbe – immerhin für 500 Euro das Stück – aufstellen zu dürfen. Damit nicht genug: Auch einen neuen Bouleplatz parallel zur Moltkestraße will der Verein errichten.
Viktoria-Gymnasium bemalt Bänke
Sieben marode Parkbänke werden zurzeit von Neuntklässlern des Viktoria-Gymnasiums in Kooperation mit dem Bürgervereins und dem Kulturzentrum Storp 9 aufgearbeitet und bunt bemalt. Sie sollen nach den Osterferien aufgestellt werden. „So traurig es ist: Aber in Zeiten der Haushaltssperre braucht es mehr bürgerschaftliches Engagement wie dieses. Ich habe Hochachtung vor dem Bürgerverein“, sagt Kornelia Rissing (CDU), stellvertretende Bürgermeisterin im Bezirk I.
Für den Bürgerverein geht es um mehr als Verschönerung: „Hier leben viele spannende Menschen mit guten Ideen. Wir wollen, dass aus einer interessierten auch eine engagierte Nachbarschaft wird, die weiter zusammenwächst“, sagt Hans Kemper, Vorsitzender des Bürgervereins. Mit vielen Aktionen möchte der Verein diesen Zusammenhalt befeuern: Erstmals ist etwa ein Tanz in den Mai im Clubheim des TC Schellenberg geplant. „Ich habe auch noch die spinnerte Idee vom ,Earth Day’. Dabei sollen die Grünflächen vor den Häusern gesäubert und bepflanzt werden“, sagt Christiane Becker, die die Projekte des Bürgervereins mit koordiniert. Im September ist eine groß angelegte Kooperation mit dem Storp 9 in Planung. Dann soll jedes Quäntchen Grün im Quartier bespielt werden, mit Kunst, Musik oder Schauspiel. „Ideen gibt es genug. Auch für ein Moltkesofa, auf das wir regelmäßig Referenten einladen wollen. Beispielsweise zu Themen wie dem Denkmalschutz“, sagt Christiane Becker.
Die „Verschönerungs“-Anträge hat die BV in ihrer vergangenen Sitzung durchgewunken – unter Enthaltung der Grünen beim Thema Bouleplatz. „Wir sehen, dass immer mehr Flächen im Moltkepark versiegelt werden“, begründet Fraktionssprecher Reinhard Mielke.
Der Bürgerverein würde sich von der Stadt ein Quäntchen mehr Entgegenkommen wünschen: „Auch Sparzwang hat seine Grenzen. Statt alles im stillen Kämmerlein abzulehnen, könnte man ja auch mal die Bürger fragen“, so Vorstandsmitglied Hans Kemper.