Der zweite Warnstreik im öffentlichen Dienst geht heute in die heiße Phase. Nachdem bereits am gestrigen Mittwoch Busse und Bahnen stillstanden, ruft die Gewerkschaft Verdi nun alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst auf, ihre Arbeit niederzulegen. Verdi rechnet, wie schon beim Warnstreik in der vergangenen Woche, mit 4500 Teilnehmern. Viele städtische Dienstleistungen legen zwangsweise eine Ruhepause ein.
Abermals bleiben alle Busse und Bahnen der Evag im Depot. Betroffen sind auch die städteübergreifenden Linien. Eine Ausweichmöglichkeit für Pendler sind die S-Bahnen und Regionalzüge der Deutschen Bahn, die an 26 Bahnhöfen in Essen haltmachen. Die städtischen Bäder werden aller Voraussicht nach geschlossen sein, wie die Sport- und Bäderbetriebe mitteilten. Rund 30 Sportanlagen sind ebenfalls zu. Da die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) sich dem Streik anschließen, bleiben bis auf die gelbe alle Mülltonnen stehen – erst ab dem nächsten regulären Leerungstag werden sie abgeholt.
Ausnahmsweise darf in der Folgewoche ein zusätzlicher Sack neben der grauen Tonne stehen, der allerdings höchstens so groß sein darf wie die Tonne selbst. Der soll am oberen Ende zugeknotet oder -geklebt werden. Beim Bio-Müll und bei der Papiertonne gilt ähnliches: Die EBE akzeptiert nächste Woche ausnahmsweise eine zusätzliche Papiertüte mit Bio-Abfall neben der Tonne bzw. zusätzliches Papier, das in Papiertüten, Kartons oder gebündelt neben der Tonne stehen muss.
Theaterstück fällt aus
Ob das Rathaus geschlossen ist und welche Ämter betroffen sind, konnte Stadtsprecherin Nicole Mause gestern noch nicht sagen. Die Bürgerämter werden aber aller Voraussicht nach offen sein – allerdings mit eingeschränktem Personal. Mause rät daher, Besuche zu verschieben. Bei der Arbeitsagentur gibt es eine Notbereitschaft, vereinbarte Termine können wahrgenommen werden. Viele Eltern mit kleinen Kindern können aufatmen: Beim Jugendamt erwartet man, dass nur zwei Kindertagesstätten zu haben. In welchen Krankenhäusern gestreikt wird, ist laut Verdi noch unklar. Bei der Sparkasse rechnet man nur mit geringen Einschränkungen für die Kunden.
Theaterfreunde müssen am Abend auf Kafkas „Der Prozess“ verzichten. Das Stück im Grillo fällt aus. Die beiden Konzert-Veranstaltungen in der Philharmonie werden dagegen stattfinden.