Am Computer sind sie schon fertig: Haben den wuchtigen Ikea-Kasten schon in die Landschaft eingefügt, mit 1.400 Parkplätzen davor. Sie lassen das Bächlein durch den neuen Park am Förderturm plätschern, führen die Nord- und Südspange ins Gelände, mit denen die 52 Hektar erschlossen werden, sie haben den riesigen Hallenkomplex von Atlas Copco mit Parkplätzen umsäumt und Bürogebäude als städtebauliche „Qualitäts-Puffer“ davorgebaut. Und die einst von Remondis zur Sortierung von Verpackungsmüll genutzte Halle an der Helenenstraße ist auch schon dem Erdboden gleich gemacht.
In Gedanken rollt bei ihnen bereits die Straßenbahn-Linie 101 weiter gen Norden Richtung Bergeborbeck, hochwertige Bürostandorte prägen das Bild am inneren Ring des Geländes, und entlang grüner Fuß- und Radweg-Stränge fügt sich das Neubaugebiet wunderbar ein zwischen Van Eupen-Wald und Niederfeldsee, Krupp-Park und Öko-Park Segeroth.
Die Sache ist nur die: Wer all dies erleben will, muss sich noch 10, vielleicht 15 Jahre gedulden, aber das, sag t Alexa Waldow-Stahm von Stahm Architekten in Braunschweig, ist nicht viel Zeit für eine Entwicklung dieses Kalibers – und sie empfiehlt, den Blick zurück schweifen zu lassen, als es den Krupp-Park genauso wenig gab wie das Thyssen-Krupp-Quartier oder das Uni-Viertel: „Da ist so viel passiert, das macht optimistisch.“
Wenn es auch noch viel Arbeit kostet, wie Planungsdezernent Hans-Jürgen Best gestern formulierte: Er erhofft sich auch für den nördlichen Zipfel des Krupp-Gürtels eine Adressen-Bildung wie sie an der Altendorfer Straße bereits verwirklicht wurde – und wie sie noch vor gar nicht so langer Zeit „kaum jemand für möglich gehalten hätte“.
So entsteht auf dem alten Gelände des Real-Warenhauses in absehbarer Zeit ein Wohngebiet mit 400 bis 500 Wohnungen, Verhandlungen mit Investoren laufen bereits. Und was dort möglich wurde, ist für Klaus-Dieter Emmeluth, den Geschäftsführer von Thyssen-Krupp Real Estate, auch weiter nördlich denkbar: die Chance „dass aus einer Brache eine tolle Adresse werden kann“.
Schritt für Schritt natürlich, denn eine Entwicklung in einem Zug würde alle Beteiligten überfordern. So steht zuallererst die Ansiedlung des Möbelriesen Ikea im Blickpunkt: Aus den Verkaufserlösen fürs Grundstück könnte Thyssen-Krupp einen Teil der Infrastruktur bauen, als erstes die nördliche Erschließungsspange fürs Einrichtungshaus.
Stück für Stück soll das gigantische Gelände entwickelt werden: ein nierenförmiges Areal an der Kreuzung von Bottroper und Beitz-Boulevard steht eher am Anfang, ebenso ein L-förmiger Parkplatz-Rahmen um die riesige Halle von Atlas Copco, die noch bis ins Jahr 2042 per Erbbaurecht vergeben ist und für Pläne bis auf weiteres tabu bleibt.
Für Details ist zu früh: „Ein solcher Plan muss flexibel sein für künftige Veränderungen“, sagt Architektin Waldow-Stahm. Die Bauten im Gelände – bislang sind sie eher Denkfiguren für die Maßstäblichkeit künftiger Nutzung. Die Zukunft des nördlichen Krupp-Gürtels, sie hat ja gerade erst begonnen.