Essen. Ikea ist nur der Anfang. Der nördliche Krupp-Gürtel bietet Platz satt für neues Gewerbe und Büros. Geplant ist ein Gewerbegebiet mit viel Grün und einer innovativen Nutzung des Regenwassers, die den Sälzerbach reanimieren soll.

Planungsdezernent Hans-Jürgen Best wirkte gestern sehr zufrieden, und das nicht nur, weil er Geburtstag hatte. Schon bislang ist die Neuordnung des Essener Westens auf den riesigen Flächen der früheren Gussstahlfabrik eine Erfolgsstory planvoller und qualitativer Stadterweiterung, und mit dem „Masterplan Krupp-Gürtel Nord“ konnten Stadt und Grundstückseigentümer ThyssenKrupp nun einen weiteren wichtigen Schritt ankündigen. Natürlich ist klar: Abgesehen vom wichtigen Ikea-Umzug gibt es noch keine konkreten Investoren, doch hat Best nach den bisherigen Erfahrungen mit den sämtlich bebauten Flächen der Nachbarschaft keine Sorgen, dass sie kommen werden.

Entscheidend dafür ist neben der Infrastruktur eine Gestaltung, die ästhetischen Mindestanforderungen genügt, und da sind die Themen Wasser und Grün heutzutage wichtig. Im Inneren des künftigen Gewerbe- und Bürogebiets wird der Sälzerbach fließen, der derzeit oft Wassernot leidet, künftig aber durch die intelligentere Nutzung des Regenwassers wieder seinen Namen verdient. Über Staustufen soll ein kleiner See entstehen, Fuß- und Radwege sollen die innere Erschließung abrunden, während die Straßenanbindung über äußere Ringe sichergestellt wird. Abgerissen werden muss eine inzwischen ungenutzte Halle der Entsorgungsfirma Remondis im Einmündungsbereich Helenenstraße/Bottroper Straße. Bestandsschutz bis ins Jahr 2042 hat hingegen eine große Werkshalle von Altlas Copco, die zwischen Helenenstraße und dem Friedhof im rückwärtigen Bereich der Haus-Berge-Straße liegt.

Zweiter Bauabschnitt des ThyssenKrupp-Quartiers kurz vor Fertigstellung

Interessante Perspektiven bietet nach Ansicht der Architektin Alexa Waldow-Stahm der alte Förderturm von Zeche Helene Amalie, der zusammen mit seinen noch erhaltenen Nebengebäuden eine Art Forum für freizeitorientierte Nutzungen - Fitness, Gastronomie, Kultur - bieten könnte, gleichzeitig als eine Art Brücke zum Krupp-Park und seinem See fungiert. Waldow-Stahm, die den Masterplan erstellte, sagt aber auch: „Ein solcher Plan muss flexibel sein für Veränderungen.“ Zehn Jahre mindestens wird es dauern, bis die Animation oben Wirklichkeit geworden ist - so oder so ähnlich. Immerhin: Mit dem Beitz-Boulevard und der Bottroper Straße als Rückgrat sowie der Straßenbahn ist für den Krupp-Gürtel Nord die wichtige Verkehrsanbindung im Grundsatz gesichert. Für die Ikea-Ansiedlung ist laut Stadt nicht einmal ein neuer Bebauungsplan erforderlich, da der bestehende bereits großflächigen Einzelhandel vorsieht.

Obwohl ThyssenKrupp schwere Zeiten durchlebt, wird die weitere Entwicklung für die 2010 bezogene Zentrale darunter offenbar nicht leiden. Klaus-Dieter Emmeluth, Geschäftsführer der Immobilientochter ThyssenKrupp Real Estate, kündigte für das zweite Halbjahr 2014 die Fertigstellung und den Bezug des zweiten Bauabschnitts des Quartiers an. „Wie geplant werden dann weitere Immobilien in Essen und anderswo aufgegeben und 3000 Menschen auf dem ThyssenKrupp-Campus arbeiten.“

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