Zwischen der Stadt Essen und der Gewerkschaft Verdi ist offener Streit um die Frage der Installierung von Arbeitsdirektoren in städtischen Gesellschaften entbrannt. Hintergrund ist das vorläufige Scheitern der Ambitionen von Evag-Betriebsratschef Wolfgang Hausmann, der bei der Evag gerne Arbeitsdirektor geworden wäre, dessen finanzielle Forderungen - vor allem in Bezug auf Pensionszusagen - im Evag-Aufsichtsrat jedoch nicht mehrheitsfähig waren. „Sie hätten den Rahmen dessen gesprengt, was die Stadt erst kürzlich festgelegt hat“, hieß es gestern aus dem Rathaus. Während die Gewerkschaft betonte, die Ansprüche lägen im Bereich des üblichen, wird dies von den Politikern im Aufsichtsrat vehement bestritten. Sie repräsentieren den Evag-Anteilseigner Stadt Essen.
Die Gewerkschaft will nun nach eigenen Angaben einen Konfrontationskurs fahren und überall da in städtischen Gesellschaften Arbeitsdirektoren erzwingen, wo dies nach dem Mitbestimmungsgesetz Pflicht ist. „Verdi fühlt sich nicht mehr an die Zusage gebunden zur Vermeidung weiterer Kosten für den Stadtsäckel Ansprüche auf einen Arbeitsdirektor bei anderen Gesellschaften ruhen zu lassen“, erklärte Verdi-Geschäftsführer Lothar Grüll . Um dies zu erreichen werde man „alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“. Dem Vernehmen nach soll nach dem Willen der Gewerkschaft nicht nur die Evag einen solchen Posten notfalls aufgezwungen bekommen, sondern auch die Via-Gesellschaft, in der die Verkehrsbetriebe von Duisburg, Mülheim und Essen vereinigt sind und eines Tages vielleicht aufgehen sollen.
Die Sache ist rechtlich komplex. So gilt als durchaus strittig, ob die Evag überhaupt 2000 Mitarbeiter hat - das wäre die Zahl, ab der ein Arbeitsdirektor zu bestellen ist. Bei der Stadt spielt man dem Vernehmen nach mit dem Gedanken, wie bereits bislang die Tätigkeit der Arbeitsdirektoren nebenamtlich erledigen zu lassen. So könne zum Beispiel Evag-Vorstandschef Michael Feller problemlos nebenamtlich Arbeitsdirektor bei Via sein, hieß es.
Ein Grund für die Querelen war, dass es abseits der Gewerkschaft kaum jemanden gibt, der die bei Hauptamtlichkeit recht teuren Posten in der Sache für notwendig hält. Die Evag steht unter Sparzwang.