Pünktlich um kurz vor 9 Uhr kündigt sich der Protestzug der Streikenden auf der Hollestraße an. Mit lauten Trillerpfeifen und hochgestreckten Plakaten bringen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst die letzten Meter bis zum Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof hinter sich – eine halbe Stunde später beginnt die Kundgebung der Gewerkschaft Verdi.
Natürlich fallen dort markige Worte in Richtung Kommunen und Bund. Die Band auf der Bühne singt: „Wer den Kleinen schröpfen will, der hat den Trend verpennt.“ Gabi Schulte, die stellvertretende Verdi-Vorsitzende im Bezirk Essen, spielt in ihrer Rede auf Innenminister Thomas de Maizière (CDU) an, der die Forderungen der Gewerkschaft für die anstehende Tarifrunde vor einiger Zeit als „maßlos überzogen“ bezeichnete. Schulte entgegnet dem Minister mit einem Wortspiel: „Wenn der nicht einlenkt, ist das Maß bald voll.“
Im Kern geht es der Gewerkschaft um 100 Euro mehr im Monat für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst plus zusätzlich 3,5 Prozent Lohnabhebung – außerdem sollen Auszubildende unbefristet übernommen werden.
Oberbürgermeister Reinhard Paß hatte bereits im Vorfeld verlauten lassen: „Den Wunsch nach einem deutlichen Plus im Portemonnaie kann ich nachvollziehen. Aber: Der städtische Haushalt ist an der Grenze seiner Belastbarkeit.“ Am Donnerstag beginnt in der Tarifverhandlung die zweite Runde. Sollte auch danach noch keine Einigung in Sicht sein, gibt Kai-Uwe Gaida einen Vorgeschmack auf weitere Schritte. Der Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung sagt: „Dann machen wir den Laden dicht und die Stadt steht ganz still.“ Mit der Beteiligung am Warnstreik war die Gewerkschaft „sehr zufrieden“.