Der Mann hat Stil. Lässt sich von einer wunderschönen Frau hereinbegleiten, die ein Viertel so alt ist wie er und mit ihren Plateau-Pumps zwei Köpfe größer. Er setzt sich, schlägt die Beine übereinander und blendet die Zuschauer mit seinen golden glitzernden Socken. Dann greift er zum Mikrofon und singt. Reynaldo Creagh singt eigentlich schon immer. Schon immer heißt in seinem Fall 95 Jahre.

Wie langsam gereifter Rum

Während hierzulande über Rente mit 63 gesprochen wird, hat sich der Mann mit den schicken Anzügen und Schiebermützen bereit gemacht für die nächste Tournee: Creagh und seine Kollegen, Julio Alberto Fernández, Siomara Avilia Valdes Lescay und Pianist Maestro Guillermo Gonzáles, zeigen am Donnerstag, 3. April, ab 20 Uhr im Colosseum Theater in der Musik-und-Tanz-Show „The Bar at Buena Vista“, dass kubanisches Lebensgefühl aus den 50ern heute noch so gut schmeckt wie langsam gereifter Rum.

Wo auf Kuba Musik gespielt wird, da wird auch getanzt, genauso wie in dieser Mischung aus Konzert und Musical, die auch Geschichten um Liebe, Eifersucht und Versöhnung erzählt: Rumba, Salsa, Cha-Cha-Cha – was mit schwingenden Hüften zu tun hat, wird in der Kunst-Bar auf der Bühne zu sehen sein und vom Conferencier kommentiert werden. Und so eindrucks- und gefühlvoll das Können der alten Sänger und Musiker ist, so schwungvoll sind die kurzen Röcke der jungen Tänzerinnen – alles um die Musik Kubas zu feiern.

So, wie Filmemacher Wim Wenders das vor 15 Jahren mit „Buena Vista Social Club“ tat: Was er in diesem Dokumentarfilm an musikalischer Virtuosität zu sehen und zu hören bekam, begeisterte den britischen Trompeter Jon Lee so sehr, dass er es selbst erleben wollte. Heute produziert er Shows, die das in alle Welt transportieren, was Lee an Kuba so fasziniert: „Die Musik, die Künste die Leidenschaft, die unglaubliche Energie – das ist wirklich einzigartig.“ Möchte man unterschreiben, wenn man die „Großväter der Musik Kubas“ sieht und hört, diese Zeitzeugen der Musikgeschichte.