Essen. Deutschlandpremiere für die Jugendbuchverfilmung „Die Schwarzen Brüder“ in der Lichtburg. Schauspieler Moritz Bleibtreu feierte mit Kollegen und vielen schwarzen Männern. Der Film erinnert ihn auch an seine Mutter

Glückauf, der Schornsteinfeger kommt: Gleich 20 Essener Kaminkehrer hatten sich am Samstag zur Deutschlandpremiere von „Die Schwarzen Brüder“ vor der Lichtburg postiert. Sie standen Spalier für Schauspieler Moritz Bleibtreu, der in seiner neuen Rolle so etwas wie ein Kollege geworden ist. Bleibtreu spielt in der Jugendbuchverfilmung von Oscar-Preisträger Xavier Koller den fiesen Kinderhändler Luini, der im Mailand des 19. Jahrhunderts halbwüchsige Jungs von ihren armen Familien im Tessin abkauft, um sie in die schmalen Schlote der Stadt zum Putzen zu schicken.

Dass diese staubige und schwere Kraxelei keine bloße Bucherfindung ist, weiß Bezirksschornsteinfegermeister Andreas Kahlert noch aus eigener Erinnerung. Bis in die 1970er hätten auch in Essen die Ausbildungsjungs mit ihren Besen zum Kehren auf den Kamin klettern müssen, erinnert sich Kahlert, der das Unternehmen heute in vierter Generation führt. „Mein Vater hat noch den Kamin der Lichtburg gereinigt“, erzählt er. Die Geschichte des eigenen Berufsstandes gehöre natürlich mit zur Ausbildung, aber so anschaulich haben er und seine Kollegen sie noch nie vor Augen geführt bekommen. „Ein toller Film“, zeigte sich Kahlert nach der Vorstellung begeistert. Und dann ging’s auch noch zum gemeinsamen Schlussapplaus auf die Lichtburg-Bühne, zusammen mit Schauspielern wie Waldemar Koch, Catrin Striebeck und Moritz Bleibtreu.

Den musste man nicht lange überreden, die Fiesling-Figur zu übernehmen, auch wenn die Maske mit struppigem Haar, fauligen Zähnen und extra dicker Gesichtsnarbe diesmal ganze Verhässlichungs-Arbeit geleistet hat. „Die Geschichte hat mir sofort gefallen, weil auch mein persönlicher Geschmack eher düster ist“, erzählt Bleibtreu, der froh war, endlich mal einen Film drehen zu können, den er auch seinem fünfjährigen Sohn zeigen kann. „Ich finde es gut, wenn Filme Kindern etwas zumuten“, sagt Bleibtreu, wobei Zumutung für ihn nicht gleichbedeutend ist mit rasendem Schnitttempo und überwältigenden 3D-Effekten. „Filme, mit denen ich groß geworden bin, ,Bambi’ oder ,Tom und Jerry’ , die waren doch viel emotionaler, viel aufwühlender. Aber ausgerechnet wenn’s emotional wird, sollen das Kinder heute nicht mitbekommen. Ich sehe das genau anders rum. Sex und Tod sind für mich kein Tabu, aber ich will Kindern keine dreiköpfigen Monster mit der 3D-Brille zumuten.“

Seine Mutter war auch mal die Frau Rossi

Und deshalb ist das Böse in diesem Kulissen-Mailand, das übrigens zum größten Teil in Köln-Porz entstand , sehr menschlicher Natur. Es sind Pfannen-schwingende Furien wie die Frau Rossi von Catrin Striebeck, über deren Engagement sich Bleibtreu besonders gefreut hat. Striebeck war eine gute Freundin seiner 2009 verstorbenen Mutter Monica Bleibtreu. Und die hat in den 80ern schon einmal Frau Rossi im Fernsehen gespielt. „Sentimentales Ding“, sagt Bleibtreu und lässt sich von Kahlert eine kleine Kaminkehrerfigur in die Hand drücken. Manchmal muss man das Glück eben einfach nur festhalten.