Essen. . Ausstellung ist bis Ende August im Stadtarchiv zu sehen: Ausgewertet wurden Feldpostbriefe, Tagebücher, Schulchroniken und vieles mehr. Ein Geschichtskurs des Burggymnasiums hat die Schau in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte erstellt.
Plötzlich fehlten viele Lehrer, Unterricht fiel aus, am Burggymnasium, damals eine Jungenschule, herrschte, wie überall Kriegs-Euphorie. Und an der Luisenschule, damals nur für Mädchen, legten sie einen „Kriegsgemüsegarten“ an. Schülerinnen zogen Kohlrabi und Möhren, verkauften sie, und vom Erlös kauften sie Geschenke, die sie an die Front schickten, zu den Soldaten, „Kriegsliebesgaben“ nannte man das.
1914 – wie veränderte der Erste Weltkrieg den Schul-Alltag? Im Haus der Geschichte, dem Stadtarchiv, gibt es jetzt eine kleine, aber ungewöhnliche Ausstellung zu diesem Thema zu sehen. Und anders als die reguläre Dauerausstellung des Hauses der Geschichte, die mangels Personal nur nach Vereinbarung zu besichtigen ist, ist diese kleine Schau tatsächlich regulär geöffnet, zumindest bis Ende August dieses Jahres. Sie richtet sich an alle interessierten Bürger, ist aber vor allem auch für Schulklassen geeignet. „Wir haben bereits Anfragen des Zentrums für Lehrerausbildung in Essen und von der Uni, Fachbereich Geschichts-Didaktik“, sagt Monika Josten vom Haus der Geschichte.
Angehende Abiturienten des Burggymnasiums haben die Ausstellung konzipiert. Ein halbes Jahr lang trafen sie sich donnerstags nachmittags für zwei Stunden im Stadtarchiv und lasen Feldpostbriefe, Tagebücher junger Essener, sichteten Volksschul-Chroniken und Militärpässe. „Das Material stammt zum allergrößten Teil aus unserem Archiv“, sagt Klaus Wisotzky, der Chef des Hauses. Monika Josten und Geschichtslehrerin Brigitte Sternberg halfen bei der Arbeit, auch mit ganz praktischer Unterstützung: Es gibt zum Beispiel Übersetzungskarten mit Sütterlin-Buchstaben. „Nach einer Stunde Sütterlin taten uns die Augen weh“, berichten zwei Schülerinnen und lachen.
Ein Schüler erzählt: „Wenn man Original-Quellen auswertet, hat man das Gefühl, viel näher dran am Thema zu sein. Das ist anders, als wenn man ein Geschichtsbuch liest.“ Die Tagebuchaufzeichnungen des 13-jährigen Otto Franzmann, der Protokoll führt übers Anstehen bei der Vergabe von Steckrüben, haben die Schüler zum Beispiel sehr bewegt. „Damals war keine Zeit, Kind zu sein, die jungen Leute trugen sehr große Verantwortung“, konstatiert eine Gymnasiastin. Auch die Briefe von Hans Gummert bewegen die Schüler, ein Helmholtz-Abiturient, der voller Euphorie mit 17 Jahren in den Krieg zieht und nur wenige Monate später in Frankreich an der Front stirbt.
Entstanden sind 17 Tafeln, die Schicksale und Ereignisse dokumentieren; sehenswerte Exponate in Glasvitrinen runden das Angebot ab.
Kontakt: hdeg@essen.de