Burgaltendorf. .

Dinge gibt’s, die vergisst Mensch wohl nie. Obwohl Dieter Bonnekamp im Zweiten Weltkrieg ein noch ganz kleiner Junge war, so manches hat er sich gemerkt. Und zwar bis heute.

Geboren 1942, war er wohl nicht einmal drei Jahre alt, einige Erinnerungen aber haben sich in sein Gedächtnis eingebrannt: „Den Volksempfänger, der bei uns zu Hause in der Stube stand, den sehe ich noch heute vor mir. Es war immer eine besonders bedrückte Stimmung.“

Was er ebenfalls klar vor Augen hat: Die Momente, als die Sirenen heulten. Fliegeralarm, ab in den Keller. Bunker gab’s keine, dafür jedoch mehrere Luftschutzstollen, in denen sich die Menschen verkrochen, um den Bombenangriffen der Alliierten zu entgehen. Der Stollen der Zeche Altendorf von 1863 etwa steht heute noch vor Ort, fast wie ein stummer Zeitzeuge.

Vieles aber weiß Bonnekamp aus Archiven und Erzählungen. Etwa die Geschichte einiger jüdischer Familien, die vor dem Krieg in Altendorf/Ruhr lebten. Die Sterns etwa, die Mitte der 1930er Jahre das Unheil kommen sahen und sich rechtzeitig in die USA absetzen konnten. Ihre Firma, die „Ruhrtaler Apparatebau“, verkauften sie an ihren Prokuristen Wilhelm Bach, der sie bis 1968 betrieb, bevor sie noch 20 Jahre lang in Wattenscheid unter dem Namen „Buchloh“ zu finden war.

Bewegende Schicksale

Ein anderes, mitunter noch weit bewegenderes Schicksal, hatte Maria Koring, die als Jüdin eine „Mischehe“ einging. Zusammen mit ihrem Sohn Werner wurde sie ins Internierungslager Kassel-Bettenhausen verfrachtet, wo sie fürchterliche Jahre verbrachte, während ihr Gatte, kein Jude, ein Deutscher, aber auch kein Nazi, zu Hause in Altendorf/Ruhr zwei Jahre vor Kriegsende starb. An Gram und gebrochenem Herzen, wie man heute vermutet.

Maria Koring und Sohn Werner aber kehrten eines Tages einigermaßen unversehrt zurück an die Ruhr und konnten wieder normal leben – was auch immer man seinerzeit unter Normalität verstand.

Viel Geschichte, viele Geschichten. Die Spurensuche von Dieter Bonnekamp hat so viele Dinge ent- oder aufgedeckt und für die Nachwelt erhalten. Von den fünf, sechs Zwangsarbeiterlagern, das größte gehörte zur Zeche Theodor. Oder Menschen, die russischen Zwangsarbeitern unter Einsatz ihres Lebens ein Butterbrot zusteckten und sich auch von Gestapo-Schergen nicht davon abhalten ließen. Wahrlich verrückte Zeiten. Gut dass es Archive gibt – und Menschen wie Bonnekamp.