Die vier Lernhäuser des Essener Kinderschutzbundes sind gerade als „hervorragende Bildungsidee“ ausgezeichnet worden, waren unter den 52 Gewinnern des deutschlandweiten Wettbewerbs „Ideen für die Bildungsrepublik“. Die tägliche, wichtige Arbeit der Häuser in der Stadt wird überwiegend durch Spenden und Stiftungsgelder finanziert, wie Barbara Gierull, Leiterin der Einrichtungen, betont. „Und ohne unsere ehrenamtlichen Helfer könnten wir zu machen.“

Vor 14 Jahren wurde das Projekt des Kinderschutzbundes ins Leben gerufen. Die Idee: Kindern aus sozial schwachen Familien in Essen wollte man eine Hausaufgaben-Hilfe anbieten. „Lernen, wie man lernt“, hieß das Angebot, wobei man auch Schulschwänzern und Schulverweigerern wieder Spaß am Lernen vermitteln wollte. Heute sind die Lernhäuser in Katernberg, Altenessen, Altendorf und der Innenstadt viel mehr als eine nachmittägliche Hausaufgaben-Betreuung. Sie sind Orte, an denen Kinder und Jugendliche – von der 1. Klasse bis zum Schulabschluss – zusammenkommen, miteinander spielen, essen, Musik machen, nähen oder backen, Theater spielen oder Ausflüge unternehmen. Und eine multikulturelle Gemeinschaft erleben. Denn 75 Prozent derer, die in die Lernhäuser kommen, haben einen Migrations-Hintergrund. Ihre Eltern stammen aus Sri Lanka, der Türkei, aus Ghana oder etwa dem Irak.

„Wir haben hier eine Warteliste“

Corinna Erdmann, Sozialpädagogin, leitet das Lernhaus in der Innenstadt. Zwei angestellte pädagogische Fachkräfte arbeiten hier und 13 Ehrenamtliche. „53 Kinder und Jugendliche sind regelmäßig bei uns. Wir haben hier eine Warteliste“, sagt die 42-Jährige. Es kämen auch Eltern mit ihren Kindern, die vorher eine offene Ganztagsschule besucht hätten, „mit der dortigen Hausaufgaben-Betreuung aber nicht zufrieden waren“.

Das Lernhaus in der Innenstadt hat einen Raum, in dem Theater gespielt wird, es gibt eine Sporthalle, die man mit nutzen kann, ein Klavier. Auch einen großen Tisch, an dem Schneidermeisterin Nina Löbbert-Winkelmann den Jungen und Mädchen zeigt, wie man bunten Stoff in lustige Buch-Einschläge verwandelte. Um die hauseigene, kleine Bibliothek kümmert sich ehrenamtlich Elsa Genrich. Die 68-Jährige möchte im Lernhaus die Lust am Lesen, die Liebe zum Buch wecken. Was ihr gelingt. Von den Kindern wird sie liebevoll „Oma“, die „Bücher-Frau“ oder auch mal das „Bücher-Mädchen“ genannt, wie die gelernte Ergotherapeutin schmunzelnd erzählt. Elsa Genrich überprüft auch regelmäßig, wie es um die Lese-Kompetenz der Lernhaus-Kinder bestellt ist. „Damit wir wissen, wen wir da noch stärker fördern müssen.“

Anojan, dessen Eltern aus Sri Lanka stammen, hat es an diesem Tag an den „Schneider-Tisch“ gezogen. Kopfnickend bestätigt der Neunjährige, dass er sehr gerne ins Lernhaus geht. Schließlich ist sein Freund ja auch da.