Essen. Die Polizei in Essen und Mülheim ist schneller als der Landesdurchschnitt. Das sei durch Statistiken belegt, sagt Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr. Sie wünscht sich für die Zukunft aber auch „eine neue Kultur des Hinschauens”.

Einsatzschwerpunkte in Essen sind die dicht besiedelten Stadtteile Rüttenscheid, Frohnhausen und Holsterhausen. Bei brisanten Einsätzen wie schweren Verkehrsunfällen sei die Polizei in Mülheim „überall besser als der Landesdurchschnitt”, sagt Unterberg mit Blick auf die Einsatzauswertung. Auch wegen kürzerer Einsatzwege ist die Polizei froh über den Neubau der Polizeiinspektion Süd auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Rüttenscheid an der Veronikastraße (wir berichteten). Fischer-Weinsziehr: „Die Polizei gehört mitten in die Stadt und nicht auf die grüne Wiese.”

Derzeit arbeitet die Polizei an neuen Kriterien, um die Bewertung der Einsatzreaktionszeiten noch aussagekräftiger zu machen. Unterberg nennt ein Beispiel: „Die Polizei wird zu einem Verkehrsunfall mit Sachschaden gerufen. Der landet natürlich nicht ganz vorn auf der Einsatzliste. Bis die Beamten nach, sagen wir: 25 Minuten eintreffen, hat einer der Unfallbeteiligten durch den Aufprall Nackenschmerzen bekommen und lässt sich im Krankenhaus untersuchen. Damit ist aus dem Unfall mit Sachschaden nachträglich einer mit Personenschaden geworden, der uns die Statistik verhagelt.”

Organisationsreform innerhalb der Behörde

Bei der Bewertung der Zusammenlegung der beiden Präsidien 2007 zieht die Behördenleiterin ebenso ein positives Fazit wie über die zeitgleich durchgeführte Organisationsreform innerhalb der Behörde. „Im Vorfeld hat es viel Unruhe von außen gegeben. Aber es hat keinen Krieg gegeben, wie manche es befürchtet hatten. Unsere Leute haben die Umstrukturierungen professionell durchgezogen und mitgetragen. Auf diese Leistung bin ich stolz.”

Die Umstellung der Polizei auf das Direktionsmodell (je einen Chef für Einsatz, Ermittlung, Verkehr und Logistik) hat der Behörde nach Ansicht der Polizeipräsidentin „ganz große Vorteile” gebracht. Die Einführung eines Leitungsstabes und die Aufwertung des früher als „weiße Mäuse” bespöttelten Verkehrsdienstes zu einer eingenen Direktion unter Burkhard Kowitz nennt sie als wichtigste Änderung neben einer neuen Führungsstruktur: „Die Direktionsleiter gehören jetzt zur Behördenleitung. Da gilt jetzt nicht mehr: Einer befiehlt, alle anderen führen aus.” Unterberg spricht von einem „ständigen sachlich fundierten Ringen um die Manpower: Wir können jede Mannstunde schließlich nur einmal einsetzen.”

Für die Zukunft wünscht sich die Polizeipräsidentin von den Essenern „eine neue Kultur des Hinschauens”. Viel an subjektiver und objektiver Sicherheit wäre gewonnen, wenn die Bürger ihr Wohnumfeld stärker beachten würden. Fischer-Weinsziehr: „Niemand muss oder kann den Job der Polizei machen. Aber alle könnten uns dabei helfen.”