Essen. . Auch nach 300 Terminen und einem Moment der Erschöpfung wirbt das Karnevalsprinzenpaar charmant für ein Brauchtum, das es in Essen nicht immer leicht hat. Für Hubert I. und Sabine II. ist die Session auch ihre Hochzeitsreise – die sie sichtlich genießen.
Sie sind Karnevalisten aus Leidenschaft und die besten Botschafter für ein Brauchtum, das es in Essen nicht immer leicht hat: Beim Redaktionsbesuch zu Weiberfastnacht schwärmten Prinz Hubert I. und Assindia Sabine II. von ihrem jecken Amt – und verschwiegen auch die Strapazen nicht. „Wir machen in der Session 300 Termine und sind in den vergangenen drei Wochen 5300 Kilometer gefahren“, sagt der Prinz und fügt lächelnd hinzu: „Es heißt immer, das Kölner Dreigestirn sei so unglaublich viel unterwegs. Nun hörte ich, die machen 427 Termine – da können wir uns sehen lassen.“
Ja, das können sie, zumal sie keinen Termin als bloße Pflicht angehen, sondern mitreißen – und sich mitreißen lassen. „Wir haben viele Altenheime besucht, weil die Bewohner oft nicht mehr am Straßenkarneval teilnehmen können. Manche feierten wild“, erzählt Assindia Sabine. Sie lernten eine alte Dame kennen, die Autogrammkarten der Prinzenpaare sammelt, und eine, die sich im Bett in den Saal fahren ließ, um sie zu sehen. Sie sind Prominente auf Zeit und erleben staunend, wie leicht sie Freude schenken können.
Und sie geizen nicht mit dieser Freude: Auf einer Veranstaltung steckte ihnen jemand eine Einladung für eine Karnevalsfeier von geistig Behinderten zu, in einem Gemeindesaal in Schonnebeck. Sie fuhren spontan hin und haben dort damit alle verblüfft. „Die Leute standen auf Tischen und Bänken und haben sich so leidenschaftlich gefreut – das ist etwas, das hängenbleiben wird“, sagt Hubert Kost.
Geht es nach ihnen, soll auch für andere etwas hängenbleiben von ihrer närrischen Regentschaft. Darum nölen sie nicht über Nachwuchssorgen der Jecken, sondern besuchen Kitas und Schulen, werben für den Karneval: Sechs Schulklassen werden beim Zug in Kupferdreh dabei sein; dem Vorort ist Hubert Kost als Mitglied der Kupferdreher KG Rot Grün verbunden. Aber auch in anderen Teilen Essens wollen sie sozial schwachen Kindern die Mitgliedschaft im Karnevalsverein bezahlen, am Geld soll keine närrische Karriere scheitern.
Sie selbst geben 30 000 Euro für ihren Traum aus, aber Hubert Kost sagt, es handle sich ja, „um die längste Hochzeitsreise, die es je gab“. Die beiden haben, kaum inthronisiert, im November 2013 geheiratet. Seither haben sie zig Bühnen gestürmt; Sabine hat von Prinzessin zu Prinzessin mit Victoria von Schweden geplaudert und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck gebützt. Sie hat nie ein falsches Lächeln gezeigt, aber einmal echte Erschöpfung: Einen Tag lang musste sie pausieren. Jetzt sei sie wieder fit für Endspurt und Rosenmontagszug.
Für Hubert und Sabine ist Aschermittwoch nicht alles vorbei, sie nehmen tausend Eindrücke mit. Bloß eins sei lästig, wenn sie ihr Ornat ablegen, sagt der Prinz: „Die tägliche Frage: Was ziehen wir an.“