Die Umweltbehörden sehen keinen Grund für Panik, aber Anlass zur Sorge ist es allemal: Im Umfeld des Krayer Recyclingbetriebes Richter sind erhöhte Werte des Umweltgiftes PCB nachgewiesen worden. Dies ergab die Auswertung von Grünkohlproben durch das Landesumweltamt. Innerhalb von vier Jahren haben sich die PCB-Werte damit an einigen Messstellen verdoppelt, nachdem die Belastung in den Jahren zuvor noch zurückgegangen war. „Eine akute Gesundheitsgefährdung besteht nicht“, betont Essens Umweltdezernentin Simone Raskob. Gleichwohl sind die Behörden alarmiert. Nicht nur sie dürfte mit gespannter Erwartung der Auswertung der Proben aus 2013 entgegen sehen.

Dass man im Umfeld des Krayer Schredderbetriebes Richter selbstangebautes Blattgemüse lieber nicht verzehren sollte, ist für Anwohner eine Binsenweisheit. Seit mehr als einem Jahrzehnt leben sie in der Gewissheit, dass Luft und Nahrungsmittel mit PCB belastet sind. PCB wird zu 90 Prozent über die Nahrung aufgenommen. So dürfte es nicht weiter überraschen, dass das Landesumweltamt nach Auswertung von Grünkohlproben empfiehlt, auch auf Mangold, Lollo Rosso, Endivie oder Spinat aus dem eigenen Garten zu verzichten. So war es bereits in den vergangenen Jahren. Diesmal liegen die Dinge augenscheinlich komplizierter.

Nicht nur im unmittelbaren Umfeld der Recyclingfirma Richter konnte die Behörden höhere Werte von dioxinähnlichem PCB nachweisen, sondern auch an der Messstelle an der Fichtelstraße. Das dortige Wohngebiet liege eigentlich außerhalb einer „relevanten Einwirkung“ der Firma Richter, so Umweltamtsleiter Matthias Sinn. Die Behörden stehen vor einem Rätsel. Meteorologische Einflüsse könnten eine Erklärung sein, heißt es. Nicht auszuschließen sei auch, dass PCB bei der Sanierung alter Zechenhäuser freigesetzt worden ist. Auch das ist bis auf weiteres nur eine Hypothese.

Im Fokus bleiben die Metallschredder von Richter. Seit Jahren sehen die Behörden dort den Verursacher für die PCB-Belastung in Kray. Auf Anordnung der Bezirksregierung Düsseldorf musste das Unternehmen diverse bauliche Veränderungen vornehmen, damit das Gift nicht in die Umwelt gelangt. Tatsächlich seien die Werte zurückgegangen. „Im Moment kann man der Firma keine Überschreitung von Grenzwerten nachweisen“, hieß es gestern von Seiten der Stadt. Um ein genaueres Bild gewinnen zu können, wollen die Behörden in Gärten nun auch Proben von Fichtennadeln genommen werden. Umweltamtsleiter Matthias Sinn: „Wir sind auf die Mithilfe der Bürger angewiesen.“