Kupferdreh. .

Das Runde muss ins Eckige, und Abseits ist, wenn der Schiri pfeift. Eigentlich sind Fußballregeln ja gar nicht so kompliziert. Was aber, wenn der Schiri keine Ahnung hat und noch nicht einmal weiß, wann Abseits gilt, geschweige denn, wann ein Foulspiel gepfiffen werden sollte? Egal, Regeln sind schließlich dazu da, um gebrochen zu werden.

Jedenfalls sah das der Schiedsrichter „Ab Dul Ben Del Bakel“ so, den der Festausschuss Kupferdreher Karneval (FKK) für das kuriose närrische Fußballspiel eigens aus Katar hatte einfliegen lassen. Sie wissen schon: In acht Jahren, so der Plan heute, steht dort ja die Weltmeisterschaft an . . .

„Ab Dul Ben Del Bakel“

Kupferdreh, das Wilhelm-Haneke-Stadion: Dort steht „Ab Dul Ben Del Bakel“ bei frischen 10 Grad barfuß, aber immerhin mit Kaftan und Turban bekleidet, auf dem Kunstrasenplatz und ist willens, das Spiel zwischen dem Titelverteidiger, dem „Tambourcorps Grün-Weiß“, und dem Herausforderer, dem „Spielmannszug Glück Auf“, in den Griff zu bekommen. Vor den Augen der rund 150 närrischen Zuschauer, darunter auch Essens Stadtprinzenpaar Hubert I. und Sabine II. sowie das Kinderprinzenpaar Nico I. und Fee I., pfeift der Unparteiische das Spiel, wie es ihm grad in den Sinn kommt. In den 2x11 Minuten gestikuliert der Scheich wild mit dem Regenschirm und zückt zwischendurch abwechselnd mal eine gelbe, mal eine rote – plötzlich aber auch mal eine blaue Karte. Blau steht für „Trinkpause“; die Bedeutung der beiden anderen Karten ist ihm aber nicht so geläufig. Woher soll der Laie denn auch wissen, wann welche Tätlichkeit, wie bestraft werden soll? „Ich frage mich, weshalb die Spieler alle so viele Ausweise bei sich tragen . . . Mal ein kurzer Pass, mal ein langer. Wer soll da denn noch durchblicken?“

„Bacchus Gummifuß“

Mindestens genauso viel fußballerisches Verständnis und Können legen auch die Spieler an den sonnigen Tag. Die kleinen „Schnullerschnuten“ der Mannschaft „Glück Auf“ stecken in viel zu großen Trikots; die Grün-Weißen hingegen laufen mit Spielern jenseits des Rentenalters auf – Krücken und Rollator inklusive. Ihr Torwart, „Bacchus Gummifuß“, hängt wie ein Schluck Wasser in der Kurve an einem Strick zwischen den Pfosten und ist dabei wenig bis gar nicht ambitioniert, auch nur einen einzigen Ball zu halten. Das runde Leder landet entweder zufällig im Tor oder wird hineingetragen.

Aber egal, es bleibt spannend bis zum Abpfiff. Die Fans feuern die Teams an, auf den Rängen herrscht ausgelassene Stimmung, die nicht zuletzt den bekannten Karnevalsliedern zu verdanken ist. Nach packenden 22 Minuten und einem 8:6-Sieg für die „Schnullerbacken“ versteht der Schiri es dann sogar tatsächlich, das Spiel abzupfeifen. „Aus, aus, das Spiel ist aus.“