Essen. 900 Euro Geldstrafe und mindestens sechs Monate ohne Führerschein: Diese Strafe erhielt nun ein 31-jähriger Mann aus Essen-Bredeney, der bekifft hinterm Steuer seines Wagens erwischt wurde. Richter Ertan Güven mahnte: “Wenn Sie kiffen, vernachlässigen Sie ihr Leben. Es geht den Bach herunter.“
Gute Manieren, freundliches Auftreten, reumütiges Verhalten. Perfekt. Dass der junge Mann aus dem noblen Essener Stadtteil Bredeney trotzdem von Amtsrichter Ertan Güven verurteilt wurde, liegt an seinem Hang zu Cannabis am Lenkrad. 900 Euro Geldstrafe (60 Tagessätze) bekam der 31-Jährige am Montag, außerdem ist er seinen Führerschein für mindestens sechs Monate los.
„Das größte Problem wird er mit der Führerscheinstelle der Stadt Essen haben“, ahnte Verteidiger Andreas Wieser schon früh, dass sich sein Mandant der MPU („Idiotentest“) stellen muss. Am 23. August 2013 hatte er in der City auf der Schützenbahn zwei Rotlicht-Ampeln ignoriert und damit das Interesse einer Polizeistreife auf seinen Daimler gelenkt. Eine Blutprobe zeigte, dass Cannabis in seinen Adern floss.
Am Vorabend Hasch geraucht
„Er hat am Vorabend Hasch geraucht“, erklärte Verteidiger Wieser für den Mandanten. Dieser habe jetzt den Ernst der Lage erkannt und wolle professionelle Hilfe nutzen. Seinen Job in einer Werbeagentur habe er auch schon verloren.
An den Cannabis-Abbauwerten und einer kleineren Vorstrafe wegen Rauschgifthandels erkannte Richter Güven vom Amtsgericht Essen, dass es sich bei der Drogenfahrt um keinen Ausrutscher handelte. Er nutzte die Gelegenheit, dem 31-Jährigen ins Gewissen zu reden: „Sie machen einen intelligenten Eindruck. Aus meiner Erfahrung: Wenn Sie kiffen, vernachlässigen Sie ihr Leben. Es geht den Bach herunter.“
Den Job habe der Angeklagte ja schon verloren. Er solle sein Umfeld wechseln, wenn dieses ihn zum Konsum verführe. Güven: „Mit 30 stellt man die Weichen für sein Leben.“
Angeklagter bedankt sich bei Polizei und Richter
Zumindest kurzzeitig wirkte die Ermahnung. Im letzten Wort zeigte sich der Bredeneyer schuldbewusst. Zuvor hatten ihm die jungen Polizisten, die ihn gestellt hatten, ausdrücklich „alles Gute“ gewünscht. „Ich muss mich aufrichtig entschuldigen und bei der Polizei bedanken“, sagte der Angeklagte, „es war auf der Wache ein gutes Gespräch“. Den Richter vergaß er nicht: „Ich möchte auch Ihnen danken. Ich weiß, ich bin am Scheidepunkt meines Lebens.“
Die Strafe ersparte ihm das nicht. Auch nicht die MPU. Aber bei so viel Reue räumte auch Richter Güven, der die Abteilung erst vor einem Monat übernommen hatte, freimütig ein, dass bei der Justiz einiges schief gegangen sei. Denn der Führerschein sei bislang nicht eingezogen worden. Das holte Güven nach: „Jetzt werden Sie wohl zur MPU müssen. Aber wer im Straßenverkehr auffällt, muss eben nachweisen, dass er geeignet ist.“