Knapp vier Wochen nach dem Bürgerentscheid, bei dem die Essener gegen die geplante Messe-Modernisierung mit Investitionskosten in Höhe von 123 Millionen Euro stimmten, kochen bei dem Thema noch immer die Emotionen hoch. Das zeigte sich beim WAZ-Stammtisch im Sailors Pub, wo vor allem die große Frage „Wie geht’s weiter?“ über den Köpfen der Leser schwebte. Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, war die Enttäuschung über das Ergebnis noch immer deutlich anzumerken: „Wenn ich nach vorne schaue, dann sehe ich da viel Finsternis“, sagte er und warf die Frage auf, wie in dieser Stadt große Zukunfts-Investitionen überhaupt noch zu stemmen seien. Heidemarie von Münchhausen, stellvertretende Vorsitzende der CDU Rüttenscheid, zeigte sich „irritiert über die Nachlese“. Sie vermisse einen Plan B, den die Seite der Modernisierungs-Gegner ihrer Meinung nach direkt hätte vorlegen müssen.
Einige Leser schoben das Ergebnis auch auf einen „unfairen Wahlkampf“ und eine „irreführende Fragestellung“, wie es Norbert Meier formulierte. Gleichzeitig gab es auch Leser, die ihr „Ja“ am 19. Januar nicht bereuen. Für Gerd van Strien etwa sei die Entscheidung eine „sehr emotionale“ gewesen, sagte er: „Es war mir nicht begreiflich zu machen, wie eine hoch verschuldete Stadt wie Essen 123 Millionen Euro in die Messe investieren kann“, sagte er. Leser Klaus Neubert kritisierte die Kommunikation in der Vergangenheit und hofft nun, „dass Parteien und Bürger von Anfang an mitgenommen werden“. Peter Dieck vom Essener Bürgerbündnis warb dafür, sich selbst politisch einzubringen. „Alle tappen zurzeit im Dunkeln, es fehlen klare Konzepte.“ Woran das liegen kann, brachte Jürgen Schulte auf den Punkt: „Vielleicht war das Thema einfach zu groß für uns.“