Er war 13, als die Erzieherin seiner Realschule ihm ihre „Liebe“ gestand. Um ihn sexuell missbrauchen zu können, soll die 29-Jährige massiven psychischen Druck auf den Schüler ausgeübt haben. Vor der Jugendschutzkammer am Landgericht Essen muss sich die 29-Jährige ab dem 12. Februar wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes, Nötigung und Stalking verantworten. 46 Fälle sind angeklagt.
Die Taten liegen laut Anklage länger zurück. Die Erzieherin arbeitete in der Betreuung, die ihre Schule am Nachmittag anbot. Seit der fünften Klasse soll sie das mutmaßliche Opfer betreut haben. Das zuvor harmlose Verhältnis soll sich nach den Sommerferien 2011, der Junge wechselte in die siebte Klasse, geändert haben. Unter einem Vorwand habe die Erzieherin die Gruppe sich selbst überlassen und sei mit dem 13-Jährigen in einem Klassenraum verschwunden, heißt es in der Anklage. Allein mit ihm soll sie ihre „Liebe“ gestanden haben. Zungenküsse habe es gegeben. Auch gegenseitiges Berühren intimer Stellen, allerdings nicht unbekleidet.
Als der Junge erstmals nach zwei Wochen Schluss machen wollte, soll er von der Erzieherin bedroht worden sein. Falls er das wahr mache, werde sie dem Jugendamt erzählen, dass sein Vater ihn schlage.
Dann werde er von seinen Eltern getrennt, prophezeite sie ihm laut Anklage. Immer wieder soll sie auch gedroht haben, sie werde Negatives über ihn an der Schule verbreiten, so dass er zu einer anderen wechseln müsse. Diesem Druck habe er nichts entgegensetzen können und deshalb ihr sexuelles Verlangen erduldet. Erst in den Sommerferien habe er den Abstand zu ihr genutzt und erneut Schluss gemacht. In SMS-Nachrichten soll sie mit Selbstmord gedroht haben.
Rund 1500 SMS-Botschaften, die zwischen beiden kursierten, zählten die Ermittler. Schließlich soll sich der Junge verzweifelt seiner Mutter anvertraut haben. Polizei und Schule wurden informiert, die Arbeit der Erzieherin war beendet.
Zu den Vorwürfen soll sie sich bislang nicht geäußert haben. Ermahnt wurde sie wegen ihres Verhaltens mehrfach von der Schulleitung. Denn Schülern und Pädagogen war aufgefallen, dass sie den Jungen in ihrer Gruppe bevorzugte. Welches Ausmaß die Beziehung zu dem Jungen wirklich hatte, das soll an der Schule aber niemand geahnt haben.