Essen. . Ansichten zum aktuellen Stadtgeschehen von Jörg Maibaum, Redakteuer der NRZ Stadtredaktion in Essen.
Der Fall des 13-jährigen Bürschchens, das seine Opfer mit allerlei Stechwerkzeugen in Angst und Schrecken versetzt, mag ein besonders krasser sein, dennoch ist er exemplarisch – und aberwitzig. Um die Allgemeinheit vor den gewaltsamen Umtrieben des Kleinkriminellen zu schützen und ihn unter Beobachtung zu haben, muss die Polizei inzwischen Mann und Maus aufbieten und dann doch erleben: Nachdem man ihn einmal dingfest gemacht hatte, beging der Junge erneut eine Straftat und wurde abermals gestellt. Nun geht’s wieder zurück ins Heim, wenn denn noch ein Platz frei sein sollte, und dann – was sonst – von vorne los: Der 13-Jährige wird sich aus dem Staub, seine Umwelt unsicher und die Behörden erneut zu Zuschauern machen. Strafunmündige Kinder, so will es das Gesetz, können nicht ohne familiengerichtliche Entscheidung gegen ihren Willen oder den ihrer Eltern weggesperrt werden.
Zudem fehlen geeignete Einrichtungen und Plätze in ausreichender Zahl, um einem heranwachsenden Phänomen Paroli bieten zu können: Kindern, die offenbar immer früher kriminell werden, über längere Zeit die pädagogischen Planken zu geben, die sie benötigen, meist weil ihr Elternhaus versagt hat.
Offenbar existiert in der Praxis kein probates Mittel, um sie aus dem Teufelskreis aus Kriminalität, Aufgriffen durch die Behörden und kurzfristigen Unterbringungen in Heimen zu holen, aus denen sie regelmäßig verschwinden, um dann doch wieder auf der Straße oder in den Fängen organisierter Krimineller zu landen, die sie wie das inzwischen 14 Jahre alte Klaukind Elisabeta rücksichtslos auf Diebestour schickten. Auch in diesem Fall schauten die Behörden hilflos zu. Straftäter werden jünger, und der Gesetzgeber ist gefragt, darauf zu reagieren. Nicht, um die Sanktionen zu verschärfen, sondern um Möglichkeiten zu schaffen, diesen Kindern tatsächlich helfen zu können.