Die Folkwang-Hochschule und Zollverein haben was gemeinsam; sie stehen bei vielen Leuten im Ruf, Solitäre zu sein; abgekapselt von ihrer direkten Umgebung – im Norden der Leuchtturm Zollverein, aber was hat der mit Katernberg zu tun? Und im Süden die Universität der Künste von einiger Bedeutung, aber würde man Werden studentisches Flair zuschreiben?

Es gibt das „Folkwang Lab“, eine Initiative des Fachbereichs Gestaltung und der Zollverein-Initiative „Mittendrin“, die sich vor allem um die Nachbarschaft kümmern will. Ein Projekt ist jetzt zu Ende gebracht worden: „Sentimentale Urbanität“ haben sie es genannt; Folkwang-Studierende verbrachten mehrere Tage bei und mit ganz normalen Bürgern aus der Stadt. Die Leute sollten den Studierenden Orte oder Menschen zeigen, die sie bewegen; erkundet werden sollte „die eigentümliche, sentimentale Faszination für das Ruhrgebiet“.

Beim letzten Zechenfest auf Zollverein warb Folkwang um Bürger, die mitmachen und den Studierenden in ihre ganz persönliche „sentimentale Urbanität“ einführen. Ein besonderer Ort: Die Schurenbachhalde zum Beispiel; die Foto-Studentin Maren Wagner (25) ließ sich von einer Bürgerin aus Karnap die Vorzüge des Hügels erklären, „dabei hab’ ich bewusst auf die Bramme verzichtet“, sagt Maren Wagner. Bekanntlich ist obendrauf eine Stahlskulptur des Künstlers Richard Serra, dafür ist die Halde regional bekannt, aber im Alltag? Maren Winters Bilder zeigen, was hier alles geht: Ausruhen an einem kleinen Teich. Federballspielen auf halber Höhe der Halde. Und man könnte am Fuß des Hügels einen Schuppen hinstellen, findet Maren Wagner, mit Spielgeräten, die man sich ausleihen könnte. „Das ist aber bislang nur Fiktion.“

Ganz echt ist eine Bäckerei an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen; hier filmte Industriedesign-Studentin Barbara Pohl (23) mehrere Tage lang, sammelte Geräusche und Eindrücke; entstanden ist eine Video-Installation, die die Aufmerksamkeit des Betrachters auf vermeintlich Banales lenkt: die Teig-Rührmaschine in der Backstube. Die Gläser mit selbst gemachter Marmelade auf dem Verkaufstresen. Und das Palim-Palim der Türe, das „Guten Tag, Auf Wiedersehen“. Andere Studierende trafen Bürger in Werden oder Frauen, die im Beginenhof wohnen, dem ehemaligen Finanzamt Essen-Süd.

„Wir haben gemerkt“, sagen die Projektleiterinnen Anne Caplan (Folkwang) und Claudia Wagner (Zollverein), „wie wichtig es ist, sich mit dem Umfeld zu vernetzen.“ Spätestens, wenn der Folkwang-Fachbereich Gestaltung aufs Weltkulturerbe-Gelände zieht, wird das noch eine viel größere Rolle spielen.