Essen. . Trotz eines Anstiegs bei der Jugendkriminalität spricht Essens Sozialdezernent Peter Renzel von erfolgreicher Arbeit. Man erfasse die Täter nun früher, das mache sich in der Statistik der Jugendgerichtshilfe bemerkbar. Einige Fälle sind erschreckend, etwa der eines 13-jährigen Gang-Anführers.
Elisabeta war keine 14 Jahre alt, als sie Senioren an Bankautomaten überfiel, schubste und ausraubte. Der Fall von dem Klaukind beschäftigte die Polizei im vergangenen Jahr monatelang. Vor zwei Wochen schnappten die Beamten eine brutale Jugendbande, die sich nicht scheute, Hammer und Eisenstange einzusetzen, um Handys zu stehlen. Ihr Anführer raubte zahllose Mofas. Er war 13 Jahre alt. Und die Zahl dieser jungen Mehrfachtäter wächst: Laut Statistik der Jugendgerichtshilfe gab es 2011 in Essen 152, ein Jahr später kamen fünf hinzu. 2013 stieg die Zahl auf 178.
„Wir können mit diesen Zahlen nicht zufrieden sein“, räumt Sozialdezernent Peter Renzel ein. Der Anstieg bereite ihm selbstverständlich Sorge. Schließlich arbeiten Stadt und Polizei schon seit 2006 eng zusammen, um genau diesen kriminellen Karrieren entgegenzuwirken. So kümmern sich etwa erfahrene Beamte der Ermittlungsgruppe Jugend um Intensivtäter.
Mehrfachtäter unter 21 Jahren haben mindestens fünf Straftaten begangen
Wie die Zusammenarbeit der Behörden mit der steigenden Zahl der jungen Täter zusammenpasst, darauf hat Renzel eine Antwort: „Die Jugendlichen landen bereits mit weniger Straftaten, dafür aber hohem Risiko und schlechter Prognose auf der Liste.“
Grundsätzlich gelten unter 21-Jährige als Mehrfachtäter, wenn sie in einem Jahr mindestens fünf Taten begangen haben: Raub, Körperverletzung oder Diebstahl. „Wo stärker hingeschaut wird, fallen weniger durchs Netz“, sagt er. Und genau dieses sei nun sehr engmaschig angelegt, um die Jugendlichen nicht zu verlieren.
Hilfen für besonders gefährdete straffällige Jugendliche
Seit 2006 gibt es den Kooperationsvertrag „zum Umgang mit jugendlichen Mehrfach- und Intensivtätern“. Er liegt nun überarbeitet dem Jugendhilfeausschuss vor, weil es Änderungen gab: So hat die Polizei seit 2008 eine Ermittlungsgruppe Jugend.
Partner sind Ausländeramt, Schulamt, Jugendgericht... Hinzu kam das Integrationsmanagement für Familien mit libanesischer Zuwanderungsgeschichte.
Viele der Täter, von denen laut Renzel zwei Drittel männlich sind, leben in Altendorf (19) oder Altenessen (Süd und Nord 31), vereinzelt in Werden (3) oder Rüttenscheid (3). In Bergeborbeck waren es 2011 drei junge Täter, heute gibt es dort keinen mehr, in Bredeney steht von drei Straftätern noch einer in der Statistik.
Zahl der Täter mit Migrationshintergrund liege bei 90 Prozent
Als Erfolg gilt, wenn ein junger Täter ein Jahr straffrei bleibt. Bei Intensivtätern hat die Polizei diese Erfolgsquote einmal mit 40 Prozent beziffert. Die Zahl der Täter mit Migrationshintergrund liege bei 90 Prozent, so finden sich auf der Liste nun Jugendliche aus libanesischen, albanischen, afrikanischen oder ungarischen Familien.
Um sie wieder zu resozialisieren, sieht sich Renzel mit der Kooperation auf sehr guten Weg. „Ob wir am Ende mehr Jugendliche vom eingeschlagenen Weg abbringen, bleibt offen“, sagt er, „aber wir haben einen Rahmen dafür geschaffen, der seinesgleichen sucht.“