Der Park der Villa Hügel und die Bäume vom alten Krupp
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Essen. . Der Hügelpark ist nicht nur wegen seiner uralten Gehölze einmalig in Essen. Er dürfte auch der einzige Park in der Stadt ohne großen Pflegerückstand sein und ist außerdem eine zuverlässig grillfleischfreie Zone. Beeindruckend sind außerdem die Bäume, die zum Teil rund 200 Jahre alt sind.
Öffentliche Parks sind mangels Geld für die Pflege in letzter Zeit schleichend verlottert. Wer etwa Gruga-Bilder aus reicheren Jahrzehnten mit denen heute vergleicht, mag sich manchmal fragen, ob das wirklich die gleichen Anlagen sind. Im Park der Villa Hügel ist in dieser Hinsicht die Welt noch in Ordnung.
Wer den - allerdings sehr stolzen Eintritt - berappt hat, betritt eine botanische Welt mit einem Pflege-Standard, der seinesgleichen sucht in Essen. Dies und die außergewöhnliche Vielfalt an Landschaftsbildern und an majestätischen Baum-Riesen macht den Hügel-Park zu einem besonderen Ort.
Als Alfred Krupp 1864 mit Grundstückskäufen im großen Stil begann, war dieser Teil von Bredeney noch reines Agrarland. 78 Hektar, das entspricht rund 104 Fußballfeldern, waren am Ende beisammen, davon bilden 28 Hektar heute den engeren Hügelpark, der große Rest sind öffentlich zugängliche Wälder drum herum. Mitten hinein stellte Alfred Krupp seine schlossähnliche Villa, zu der nichts anderes gepasst hätte als ein Park von ebensolchen Ausmaßen.
Ausgewachsene Bäume wurden in den Hügelpark gepflanzt
Nun brauchen Pflanzen Zeit um zu wachsen, doch Zeit war das, was Alfred Krupp am wenigsten meinte zu haben. Also wurden mit großem Aufwand ausgewachsene Bäume, mitunter ganze Alleen, woanders ausgegraben und im Hügelpark neu eingepflanzt. Spätere Krupp-Generationen ergänzten, sodass heute 120 verschiedene Baum-Arten, insgesamt rund 7000 Bäume, im Park stehen.
Oft sind es uralte, mächtige Gesellen, die man woanders längst abgehackt hätte, die hier in Würde altern dürfen und wenn nötig auch mit den Mitteln der Baumchirurgie am Leben gehalten werden. Da einige beim Einpflanzen bereits 50 Jahre alte waren, gibt es im Park Linden, Kastanien und Ulmen, die 200 Jahre auf dem Buckel haben.
Auf den kleinen Pfaden wandelt es sich schön
Natürlich macht diese Fülle vor allem im Sommer und Herbst viel her, wenn der Hügelpark farblich explodiert. Der Winter entschädigt dafür mit Ausblicken. Tipp: Nicht nur die Hauptwege nutzen, sondern sich den kleinen Pfaden anvertrauen, die in ein urwüchsiges Bachtal führen oder hoch zum stillen Torhaus II. Von dort gibt es an der berühmten Pferde-Plastik vorbei den schönsten Blick auf Villa und Ruhrtal.
Täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet
Zum Park gibt es ein empfehlenswertes Buch, das von der Krupp-Stiftung herausgegeben wird: Christa Hasselhorst (Text), Ursel Borstell (Fotos): Der Park der Villa Hügel, 168 Seiten, 9,80 Euro.
Täglich von 8 bis20 Uhr ist der Park offen, die Villa täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr. Eintritt für Haus und Park (getrennt leider nicht möglich): Einzelkarte 5 Euro, Jahresdauerkarte 50 Euro.
Neben botanischen Schönheiten und Denkmälern hat der Park noch einiges mehr zu bieten. Etwa das „Spatzenhaus“, eine Art begehbare Puppenstube mit pädagogischen Anspruch, in der Bertha Krupp und ihrer Schwester Barbara früh die hauswirtschaftlichen Grundsätze nahegebracht wurden. Und auf der Terrasse zur Ruhr hin stehen ab dem Frühjahr jene alten hölzernen Gartenmöbel zur allgemeinen Benutzung, auf denen schon die Familie vor 100 Jahren für Fotos posierte.
Die großen, gepflegten Rasenflächen im Stil eines englischen Landschaftsgartens lassen vielleicht manchen davon träumen, wie schön hier doch mal ein zünftiger Grillnachmittag wäre. Das allerdings würde sofort die uniformierten Aufpasser auf den Plan rufen. So ist der Hügelpark wohl auch der einzige in Essen, wo einem zuverlässig keine Bratwurstdüfte in die Nase steigen. Auch nicht verkehrt.
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