Essen.. Die Kunsthistorikerin Regina E. G. Schymiczek hat ein neues Buch geschrieben: „Die Weide der Seepferde“. Dahinter verbirgt sich eine spannende Antikenforschung ganz im Stil von Bestseller-Autor Dan Brown. Ihr Romanheld ist Jack Foster, der bei seiner Schatzsuche auf eine versunkene Stadt trifft.
So hatte man sich Antikenforschung bislang auch nicht vorgestellt - zwischen Casino und Shopping-Malls in Las Vegas. Ausgerechnet! Immer auf den Spuren mythologischer Zeichen und magischer Meerwesen. Regina Schymiczek lacht, wenn sie sich an die Recherche-Zeit in Amerika erinnert.
„So ähnlich muss sich Dan Brown gefühlt haben.“ Der prominente Kollege wird schon gewusst haben, warum man literarischen Schnitzeljagden nicht nach Cuxhaven oder Knockemstiff (Ohio) verlegt, sondern nach Rom, Paris und Berlin. Die Essener Autorin macht es ihm in ihrem neuen Buch „Die Weide der Seepferde“ nach und führt ihre Leser nach Miami, St. Malo und eben nach Las Vegas.
Angefangen hat die literarische Lust mit dem Kölner Dom. Die Kunsthistorikern machte aus ihrer Faszination für gotische Wasserspeier ein Buch, das auch kleinen Besuchern diese große Kirche auf abenteuerliche und kindgerechte Weisen nahe brachte. Die Geschichte von Willibrord, dem Wasserspeier, war so erfolgreich, dass weiter Museen Interesse bekundeten. Im Prinzip hätte es so weitergehen können. Wären die öffentlichen Gelder gerade im Kultursektor nicht knapp und die Zeiten für Verlage schwieriger geworden. So manches Nachfolge-Projekt, beispielsweise auch für Zeche Zollverein, blieb in der Schublade.
Stadtgeschichte neu aufbereitet
Doch das Kulturhauptstadtjahr wollte Regina Schymiczek nicht einfach vorbei ziehen lassen, ohne ein Kapitel der Essener Stadtgeschichte für junge Leser neu aufzubereiten. So enstand Hildegundis, ein Fräulein vom Niederrhein, das im Essener Damenstift um 1040 nicht nur gute Erziehung genießt, sondern auch echte Abenteuer erlebt. Der Roman über das Mittelalter in Essen mit Ritter, Pferden und Schwertern, mit Verschwörung und Belohnung wurde Historie zum Mitfiebern, fiktional, aber nicht ohne konkreten historischen Bezug. Und wer denkt, solche Geschichten lieben nur Menschen, die noch Zahnspangen statt den Dritten auf dem Nachtisch liegen haben, der irrt. Regina Schymiczek hatte im Selbstverlag ein echtes „All Ager“-Buch auf den Markt gebracht. Der Wechsel ins Fantasy-Fach war da nur noch ein Fünkchen Drachenspucke.
Ihr neuer Held ist der Meeresarchäologe Jack Foster, der bei seinem Schatzsuche eines Tages auf eine versunkene Stadt trifft. Atlantis? Was dann passiert, hätte sich auch der beste Verschwörungstheoretiker nicht besser ausdenken können. Fukushima, Weltwirtschaftskrise und andere Katastrophen spielen eine Rolle, wenn die 52-jährige Autorin ihr spannendes Historien-Panorama entwirft, bei dem Seepferde, Nereiden und Triton, Gott des Meeres, ebenso eine Rolle spielen wie das Internet.
Fachportal für Elfen und Vampire
Regina Schymiczek ist auf dem Buchmarkt längst nicht die einzige, die ihre literarische Leidenschaft heute nicht mehr mit dem klassischen Verlag, sondern mit Hilfe von Amazon unter die Leserschaft bringt. Auch in puncto Vermarktung muss man da neue Wege gehen. So ist die Historikerin seit Herbst letzten Jahren Mitglied im Bundesamt für magische Wesen.
Man traut der neuen Bundesregierung einiges zu, aber das ist dann doch -- ein Fantasie-Ministerium. Eines mit Referaten für Elfen und Vampire. In Wirklichkeit ist das Bundesamt nämlich ein Autorenportal, wo inzwischen schon an die 100 Indie-Schreiber ihren Auftritt gemeinsam gestalten.
Regina Schymiczek wird dem Amt treu bleiben, auch wenn das nächste Buch zur Abwechslung mal ein Krimi ist. Der spielt im 17. Jahrhundert in den Niederlanden und erzählt fachgerecht über ein verschwundenes Bild von Vermeer.