Schon im Vorfeld sorgte die Ausstellung mit dem ungewöhnlichen Titel „Umsinnen“ für viel Diskussionsstoff und starke Reaktionen. Manch einer könnte die Werke als durchaus gruselig empfinden und Probleme mit dem Material haben. Letztendlich überwog bei den Mitgliedern von „Kunstwerden e. V.“ aber dann doch das „Ja“ zu der Ausstellung von Bettina Zachow – und so gastiert die Künstlerin ab morgen (17 Uhr) für knapp vier Wochen in den Katakomben der Werdener Tore. Die WAZ warf vorab schon mal einen Blick auf die haarige Angelegenheit – und in der Tat: eine gewöhnliche Ausstellung ist das hier nicht.

Bettina Zachow präsentiert Objekte, die sie aus menschlichen Haaren fertigte. Erste Werke entstanden aus den eigenen Haaren, mittlerweile aber bieten Menschen ihr sogar Haare zum Weiterverarbeiten an. Dabei handelt es sich immer um Haare, die auf natürliche Weise verloren gegangen sind und nicht etwa abgeschnitten wurden. Diese verwandelt die 47-Jährige dann zu absolut filigranen Gebilden, die fast schwebend in der Luft hängen und somit auch einen geschickten Kontrast zu den derben, betonierten Kellerräumlichkeiten bilden, in denen sie besichtigt werden können. Zu sehen sind unter anderem ergraute Haare, zusammengefädelt zu zarten Kokons mit dem Namen „Reifungen“, „Flügel“, die Zachow aus ihrem eigenen Haar fertigte und ein Triptychon mit dem Titel „Leibbinden“.

Weiblich, fast zerbrechlich

Die Werke wirken weiblich und zart, ja fast zerbrechlich, und sind dabei doch so kräftig. „Jedes Haar hat seine ganz eigene Struktur und prägt das Erscheinungsbild der Arbeit“, erklärt die Künstlerin, die jedes einzelne Haar mit einer feinen Häkelnadel verknotet, damit es am Ende auch ja nur die gewünschte Form bekommt. „Eine sehr meditative Arbeit“, wie die gebürtige Oberhausenerin schildert. Das glaubt man sofort.

Bettina Zachow, die schon diverse Kunstpreise einheimste und natürlich auch an zahlreichen Einzel- und Gruppen-Ausstellungen teilnahm, entdeckte bereits 1997 ihre große Leidenschaft zu dem doch schon etwas ungewöhnlichen Arbeitsprodukt. Ursprünglich war ja mal „Wasser“ ihr bevorzugtes Thema, dann jedoch suchte sie irgendwann nach einem Material, das das Strömen und Fließen des Wassers verkörpern kann – und wurde fündig in den Haaren. In ihren Werken sieht Zachow „ein Stück gelebte Biografie und Vergänglichkeit.“

Aber sehen Sie selbst.