Meerschweinchen haben in der Innenstadt einen großen Rettungseinsatz ausgelöst: Wieder sind an der Hollestraße ausgesetzte Tiere gefunden worden. Vier am Montagnachmittag, drei weitere am Abend und eines am Dienstag. „Das lässt auf einen Tiervermehrer schließen, der mit Meerschweinchen handelt und sie nun loswerden wollte“, mutmaßt Tilly Küsters, Mitarbeiterin im Tierheim, wo die Schweinchen nun sind.

Bereits in der vergangenen Wochen sind an gleicher Stelle in der Innenstadt vier Nager gefunden worden. Sie könnten auch aus einer Familie stammen, der vielleicht die Vermehrung der Tiere über den Kopf gewachsen ist, sagt Tilly Küsters. Der junge Mann, der die Meerschweinchen am Montagabend entdeckte, traute seinen Augen kaum. Er war auf dem Weg zum Hauptbahnhof, als er die Tiere quieken hörte und sogleich zu seinen Füßen entdeckte: Die Meerschweinchen saßen an der Hollestraße gleich gegenüber der alten Volkshochschule.

„Die Tiere liefen aber nicht weg, sondern blieben brav sitzen“, berichtet der 27-Jährige, der sich allerdings nicht in der Lage sah, die Tiere zu fangen. Er griff stattdessen zu seinem Handy, verständigte neben der Polizei, Tierklinik, Feuerwehr und auch die Tierrettung.

Was folgte, war ein stundenlanger Einsatz, bei dem drei Meerschweinchen eingefangen werden konnten. Die Tierrettung Essen rückte aus, verständigte dann die Feuerwehr, die mit mehreren Wärmebildkameras nach den Nagern suchte. Alle gefangenen Tiere seien in einem relativ guten Gesundheitszustand gewesen. Außerdem sei auffällig, dass sie den Kontakt zu Menschen suchen.

Die Meerschweinchen landeten zunächst in der Tierklinik in Altenessen, die 24 Stunden geöffnet ist. Inzwischen sind sie im Tierheim angekommen. Neben den Weibchen auch ein „ganz kleines Böckchen“, sagt Tilly Küsters. Einige weiblichen Meerschweinchen seien trächtig, andere selbst erst wenige Wochen alt. „Sie haben sich sofort wie verrückt aufs Futter gestürzt“, beschreibt die Tierheim-Mitarbeiterin.

Mit Gurken als Lockmittel wollen die Tierheim-Mitarbeiter noch einmal ausrücken, denn sie fürchten, dass sie längst nicht alle ausgesetzten Tiere gefunden haben. „Sie würden allein mit Blick auf die Temperaturen nicht lange überleben“, sagt Küsters.

Gleichzeitig war auch die Tierrettung Essen weiter im Einsatz. Gegen Mittag konnten die Mitarbeiter dort ein weiteres weibliches Meerschweinchen einfangen. Laut Angaben der Tierretter sollen noch weitere Tiere in dem Gebüsch an der Hollestraße sein.

Die Tierschutzorganisation Peta hatte bereits in der vergangenen Woche eine Belohnung von 500 Euro ausgesprochen für Hinweise, die zu dem Täter führen, der die Meerschweinchen ausgesetzt hat. Denn das Aussetzen von Tieren sei nach dem Tierschutzgesetz ein Straftatbestand der Tierquälerei.