Huttrop. .
Rhythmisches Trommeln, Pfeifen und Klatschen hallt von den Wänden und heizt die Stimmung an. Auf dem Spielfeld stehen sich am Sonntagabend zwei Mannschaften gegenüber. Es handelt sich um ein Handball-Kreisligaspiel, auf den ersten Blick nichts Besonderes. Aber hier spielt die fünfte Mannschaft der DJK Winfried Huttrop gegen die „Fünfte“ des ETB Schwarz-Weiß. Und letztere tragen den Beinamen „Special Olympics“.
Auf zwei Dinge weist dieser Name hin: Zum einen setzt sich das Team ausschließlich aus geistig behinderten Spielern zusammen. Als einzige Behindertenmannschaft in Deutschland spielt sie im normalen Ligabetrieb und möchte sich so für Integration behinderter Menschen im Alltag einsetzen. Zum anderen geht es hier um Leistung. Nicht einfach nur dabei zu sein, sondern sich auf Augenhöhe zu begegnen und Erfolge zu feiern. Letzteres ist besonders wichtig für Menschen, welche im Alltag immer wieder mit Barrieren zu kämpfen haben.
Der Erfolg des Projekts ist also auch danach zu messen, ob sich die Special Olympics auf Dauer im regulären Spiel behaupten können. Doch bisher konnte der Verein, der hier sein elftes Spiel in dieser Konstellation bestreitet, nur Niederlagen einfahren. Trotzdem glauben die Spieler, der Trainer und auch das Publikum an die Chancen der Mannschaft.
Gegner zollt Respekt
Franz Schröder und Klaus Laß, die Trainer der Special Olympics, sind sich sicher: „Diese Saison betrachten wir als Lehrgeld, aber das zahlt man überall, wenn man die erste Saison spielt“. Nach dem ersten Sieg werde es mit der Motivation aufwärts gehen. „Die erste Viertelstunde dachte ich, heute klappt es, es sah sehr gut aus. Daran sieht man, dass wir es können, auch besser können“, ist Schröder überzeugt. In der ersten Halbzeit präsentieren sich „seine Jungs“ stark, und es fallen Tore für beide Seiten. Eine Zeit lang liegen die Schwarz-Weißen vorn.
Nach der ersten Halbzeit zieht Thomas Kortmann von der DJK Bilanz, zollt dem Gegner Respekt: Es habe sich gezeigt, meint er, dass es sich „um ein ganz normales Ligaspiel“ handle. „Wie man gesehen hat, müssen wir uns ordentlich konzentrieren. Die Herausforderung ist auf jeden Fall da“, kommentiert er die Tore der Special Olympics. Sehr gut spiele die Mannschaft, nur hier und da etwas unkoordiniert. „Aber das schaffen wir selber auch“, sagt er und lacht. Besonders freuen sich beide Teams über die vielen Zuschauer und die Trommler. Diese Motivation in einem Kreisligaspiel mache „richtig Spaß“.
Letztere sind dafür zum Teil extra aus Düsseldorf angereist. Auf Facebook hatten die Handballfans gelesen, dass hier noch Unterstützung benötigt werde. Das hätten sie besonders schade gefunden, da man solche integrativen Projekte unbedingt unterstützen solle. Und so ist es für sie keine Frage. Zu weiteren Spielen der Special Olympics würden sie jederzeit wieder anreisen.
Als das Match schließlich nach einem Tor in den letzten Sekunden 16:32 endet, ist die Enttäuschung bei Trainer Schröders Mannschaft groß. Torwart Christian Bauer erzählt, dass sein Team auf keinen Fall Trainer und Fans enttäuschen möchte. Trotzdem fühlt er sich zuversichtlich: „Das wird unser Jahr.“ Und davon hängt schließlich auch der Erfolg der gesamten Idee ab. Die behinderten Sportler sollen Freude am Spiel und Erfolgserlebnisse haben, denn die braucht schließlich jeder Mensch. Um gegen die anderen Mannschaften bestehen zu können, benötigen sie sicherlich noch mehr Spielerfahrung, erklärt Trainer Laß. Denn die spielen zum Teil schon seit 20 Jahren zusammen, „da klappt das Abspielen blind. Wir selbst arbeiten noch daran, aber es kann nur aufwärts gehen“, ist er überzeugt.
Wenn sich das im regulären Ligabetrieb verwirklichen lässt, könnte das Team als Pilotprojekt für Vereine in ganz Deutschland Vorbild werden. Dies wäre für Sportler wie Trainer der vielleicht größte Sieg.