Essen. . Eine „leicht rückläufige Tendenz“ kann die Polizei fürs vergangene Jahr dennoch feststellen. Im Dezember wurden 33 Prozent weniger Straftaten gemeldet. Im Juni ging ihre Zahl um rund ein Viertel zurück im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das waren Ausreißer.

Ist es ein Erfolg der polizeilichen Einsatztruppe, hat die Kampagne „Riegel vor“ bei den Bürgern verfangen oder ist es schlicht ein Zufall, dass die wie wiederkehrende Heuschreckenplagen einfallenden Einbrecher das Gebiet der Essener Polizei im vergangenen Jahr etwas weniger heftig heimgesucht haben als zu befürchten stand? Eine schlüssige Antwort hat die Behörde nach eigenem Bekunden bislang nicht. Die genauen Zahlen werden noch analysiert und voraussichtlich am 10. März in der jährlichen Kriminalitäts-Bilanz veröffentlicht. Dem Innenminister ist der Vortritt zu lassen.

Doch ein Trend ist für Polizeisprecher Lars Lindemann mit einem vergleichenden Blick auf die 3184 registrierten Einbrüche im Jahr 2012 schon jetzt erkennbar: „Die Tendenz im vergangenen Jahr war leicht rückläufig.“ Im Dezember allerdings brachen die Zahlen regelrecht ein. Um 33 Prozent gingen die Wohnungseinbrüche binnen vier Wochen zurück. 340 Straftaten wurden der Polizei bekannt. 499 waren es noch im Vergleichszeitraum des Jahres zuvor. Und selbst in den hellen Monaten gab es in 2013 einen Ausreißer: Registrierte die Behörde im Juni 2012 noch 205 der Delikte, waren es im vergangenen Jahr gut ein Viertel weniger. Einen traurigen Rekord stellten die Kriminellen allerdings am 9. und 10. November auf: 53 Wohnungseinbrüche an nur einem Wochenende bescherten den Ermittlern jede Menge Arbeit.

Unterm Strich also gibt die polizeiliche Bilanz mit Blick auf die Gesamtlage keinen statistischen Einbruch beim Einbruch her, sondern eher einen „Rückgang auf hohem Niveau“, sagt Lindemann und liefert damit das Stichwort. Denn fortwährend melden Bürger auch im neuen Jahr eine Vielzahl von Einbrüchen. Hilferufe an die Polizeipräsidentin kamen zuletzt aus Frintrop. Zurzeit gebe es eine Kriminalitätswelle in Fulerum und Haarzopf, melden Anwohner, wobei die persönlich empfundene Betroffenheit, wenn die Täter vor der eigenen Tür auftauchen, nicht immer mit dem objektiveren Lagebild der Polizei für ganz Essen übereinstimmen mag: „Es gibt keine signifikanten Steigerungen in einzelnen Stadtteilen“, sagt jedenfalls Lars Lindemann nach Rücksprache mit den zuständigen Kollegen im Kriminalkommissariat 32.

Seit fünf Jahren sind die Beamten des so genannten Einsatztrupps zur Verhinderung des Wohnungseinbruchsdiebstahls behender und beständiger auf den Straßen unterwegs als ihre sperrige Bezeichnung vermuten lässt. Haben sie sich früher auf die Monate zwischen Oktober und März konzentriert, sind sie heute das ganze Jahr über im Stadtgebiet präsent und kennen ihre Zielgruppe sowie deren Arbeitsweise ziemlich gut.

Zu viert oder fünft sind die kriminellen Profis oftmals unterwegs in einem „Arbeitsfahrzeug“ mit Kurzzeitkennzeichen, zugelassen auf den Namen eines Scheinhalters meist mit einem gefälschten Ausweis. Am Tatort teilen sie sich die Arbeit: Einer steigt in die Wohnung ein, ein oder zwei stehen Schmiere und die anderen halten ihren Wagen möglichst unauffällig in Bewegung. Deshalb ist der Zeitpunkt zwischen dem Verlassen der Wohnung und dem Einsteigen der Täter samt ihrer Beute in das Auto die Chance der Polizei zum Zugriff. Eine Festnahme auf frischer Tat passiert schon mal, doch nur dann, wenn ein Zeuge aufmerksam genug war und rechtzeitig Alarm geschlagen hat.

Der beste Schutz vor Einbrüchen ist neben vielen Möglichkeiten der technischen Sicherung das Auge eines Nachbarn, der bei eigener Abwesenheit genauer hinschauen könnte. Wer dennoch überraschend in die Situation kommt, bei einer Rückkehr nach Hause Einbrecher in seiner Wohnung zu bemerken, der sollte besonnen reagieren, sich am besten unauffällig zurückziehen und von einem sicheren Posten aus seine Beobachtungen möglichst detailliert über die 110 an die Polizei weitergeben. Wer sich im Haus oder in seiner Wohnung Einbrechern gegenübersieht, sollte sich ihnen nicht in den Weg stellen. Die Täter sind zwar getragen von dem Gedanken, Geld machen zu müssen, und legen ein ausgeprägtes Fluchtverhalten an den Tag – drauf ankommen lassen sollte man es jedoch nicht.

Das Kommissariat Vorbeugung der Essener Polizei gibt kostenlos Tipps, wie man sich gegen Einbrecher absichern kann. Kontakt unter: 829-4444