Etwas zugespitzt könnte man es so sehen: Die rund eintausend Stimmen, die den Modernisierungs-Befürwortern fehlten, gingen schon in der erweiterten Nachbarschaft der Messe verloren. Denn mit Frohnhauen und Holsterhausen standen die Bürger in zwei der einwohnerstärksten Stadtteile Essens den Plänen besonders skeptisch gegenüber und machten am Sonntag mit 55,4% bzw. 56,1% ihr Kreuz beim „Ja“. Auffallend auch: Unter den Stadtteilen mit mindestens vierstelliger Wählerzahl votierte die ebenfalls der Messe benachbarte Margarethenhöhe mit 57,1% am klarsten gegen die Modernisierung - und hatte mit 36,2% bei den Urnenwählern auch die höchste Wahlbeteiligung. Die Briefwähler, die das Wahlamt statistisch nicht stadtteilscharf erfassen kann, muss man noch jeweils immer dazurechnen.
Aber was machte Rüttenscheid, der Stadtteil, der am stärksten durch die Messe mitgeprägt ist? Mit 32,3% war die Beteiligung ordentlich, mit 53% Nein-Stimmen hatten die Befürworter aber hier keine große Bank. „Mich hat das nicht überrascht“, sagt Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid. Zwar profitierten viele Rüttenscheider von der Messe, manche auch ohne dass sie es wüssten. „Gleichzeitig gibt es aber auch viele, die sich gestört fühlen, besonders durch den Verkehr“, so Krane. Und schließlich sei der Stadtteil traditionell sehr den Grünen zugetan. „Hier waren wir sehr präsent“, bestätigt Bürgermeister Rolf Fliß (Grüne), selbst im Stadtteil ansässig.
Der mit Abstand höchste Anteil an Modernisierungs-Befürwortern gab es mit 63,9% in Bredeney, kurioserweise gefolgt vom einwohnermäßig winzigen Westviertel, wo ganze 174 Wähler abstimmten, diese aber zu 63,8% pro Messe, das Ganze bei 11% Wahlbeteiligung. Ein Rätsel, das unaufgeklärt bleiben muss und vielleicht etwas mit der schwierigen Fragestellung zu tun hat.
Der „hohe“ Norden übrigens gab sich messe-freundlich, wenn auch die Wahlbeteiligung niedrig, breites Interesse also eher nicht vorhanden war. Immerhin aber: In Katernberg (53,2%), Vogelheim (53,7%) und erst recht in Karnap (56,2%) votierten prozentual mehr Bürger mit „Nein“ als in Rüttenscheid, was man wohl teilweise der immer noch beachtlichen Mobilisierungskraft der SPD-Ortsvereine zurechnen darf, die sehr aktiv pro Messe trommelten. Auffallend messe-skeptisch war neben Holsterhausen und Frohnhausen hingegen der gesamte Großraum Borbeck mit Ausnahme nur von Schönebeck. Und auch Steele und Kray trugen zum Sieg der Ja-Fraktion viel bei. Ob das auch etwas mit geringem Engagement der Parteien vor Ort zu tun hat, ist denkbar, muss aber offen bleiben.