Essen. In den NSA-Protokollen taucht auch der Name der Essener Firma Ferrostaal auf. Den Amerikanern ging es bei ihrem Lauschangriff um einen Auftrag in Nigeria. Der Fall liegt zwar schon Jahre zurück, zeigt aber, wie weit die Spionage-Praktiken des amerikanischen Geheimdienstes gingen.

Nicht nur Kanzlerin Angela Merkel ist vom US-Geheimdienst NSA ausspioniert worden. Auch das Essener Unternehmen Ferrostaal ist mindestens einmal zum Lausch-Opfer der äußerst wissbegierigen Amerikaner geworden. Dem Essener Industriedienstleister ging dadurch wohl ein 34-Millionen-Dollar-Auftrag durch die Lappen, bestätigte ein Sprecher .

Der Fall liegt allerdings schon zehn Jahre zurück, wurde aber erst durch die Veröffentlichungen der NSA-Protokolle öffentlich. Auch Ferrostaal erfuhr nur durch Recherchen eines ZDF-Teams Ende vergangenen Jahres davon. „Wir hatten damals zwar das Gefühl, bei der Angebotsabgabe ganz gut zu liegen. Entsprechend groß war natürlich die Enttäuschung, als wir leer ausgingen“, so ein Sprecher. Dass man als Unternehmen immer damit rechnen müsse, ausspioniert zu werden, sei klar. Aber man rechnete wohl eher mit Spionage der „anderen Seite“.

Ferrostaal reagiert gelassen

Es ging 2003 um einen Großauftrag für Funküberwachungssysteme in Nigeria. Schärfster Konkurrent: ein US-Unternehmen. Die US-Botschaft schaltete sich ein und ließ alle Details des deutschen Angebots abfischen, wie Preis, Kredithöhe, Zinssätze und Laufzeit. Die Daten schickte sie an die US-Regierung. Auch einen Brief des Ferrostaal-Managers an den nigerianischen Präsidenten haben sich die Amerikaner besorgt sowie Geheimunterlagen der Nigerianer. Der Auftrag ging schließlich in die USA.

Bei Ferrostaal sieht man das Geschehene zehn Jahre später dennoch gelassen nach dem Motto: „Dinge, die man nicht ändern kann...“ Dennoch habe zwar nicht dieser Fall aber die NSA-Debatte allgemein dazu geführt, dass man die Datensicherheit im Unternehmen nochmals unter die Lupe genommen habe.