Essen. Ein Rentner und seine Lebensgefährtin ärgern sich darüber, dass in Essen-Altendorf ein Spielplatz zum Treffpunkt der Drogenszene geworden ist. Dreist und vor den Augen der Nachbarn würden die Dealer und Kunden dort das Rauschgift gegen Geld tauschen. Es soll zu lautstarken Auseinandersetzungen und Schlägereien kommen.
Eigentlich wohnen sie gern in diesem Viertel. „Alles ist fußläufig zu erreichen“, sagt der Rentner, „man kennt die Leute hier“. Wäre da nicht der Drogenhandel, der sich mit Zerschlagung der Szene schon vor Jahren nach Altendorf verlagerte. Manche Akteure sind bemüht, den schwunghaften Handel zwischen Haedenkamp- und Helenenstraße und in der Ausdehnung bis zum Bahnhof Essen-West einzudämmen.
„Doch obwohl die Polizei jetzt wesentlich mehr Präsenz zeigt und öfter Streife fährt“, sagt die Lebensgefährtin des alten Herrn, „handeln die frech und dreist weiter hier auf dem Platz.“ Dieser Platz, das ist ein kleiner Spielplatz an der Helmholtzstraße, „den hat die Stadt vor rund einem Jahr schön hergerichtet, weil die alten Geräte zu marode waren.“ Tags spielen dort Kinder auf dem Platz, der in der Dämmerung Markt wird für allerlei Drogen.
Die Polizei sei machtlos gegen die Dealer
Der Rentner, der seit Jahrzehnten im Viertel wohnt, würde wohl lieber wegschauen. „Die Leute sprechen mich nicht an, die tun mir nichts.“ Und wenn es mal zu lautstarken Auseinandersetzungen und Schlägereien kommt, ergänzt seine Lebensgefährtin, „dann streiten die Dealer und ihre Kunden sich meist untereinander“. Sie hat die Polizei mehrfach alarmiert, wenn es allzu heiß herging, „aber im Grunde sind die wohl auch machtlos, denn die Leute kommen ja schon nach ein paar Stunden wieder frei.“
Jetzt, am frühen Nachmittag an einem sonnigen Wintertag, ist es ruhig auf dem Spielplatz. Ein Kind klettert über ein Gerüst. Nur wenige Stunden später sitzen zwei Afrikaner auf dem Spielplatz und plaudern. Ein Wagen hält, zwei junge Männer steigen aus, schlendern über den Platz, wechseln einige Worte mit den Afrikanern, Hände werden geschüttelt, schon ist diese Begegnung im Schutz der Dunkelheit vorüber.
Geschäft ist fest in afrikanischer Hand
Seit der Zerschlagung des Drogenhandels am Hauptbahnhof hat sich die Szene nach Altendorf verlagert. Als einer der Hauptumschlagplätze gelten die Straßenzüge um die Kreuzung Helenenstraße.
Das Geschäft ist seit Jahren fest in afrikanischer Hand. Kunden kommen aus allen Stadtteilen nach Altendorf. Auch die Dealer zeigen sich mobil, sie fahren teils mit Straßenbahnen einige Haltestellen weit, steigen aus und pendeln zurück.
Doch mit den Beobachtungen stieg der Argwohn. „Wenn wir das Garagentor öffnen, lassen wir zum Beispiel nicht mehr den Schlüssel im Auto stecken“, sagt sie. Abends, wenn die Kundschaft am Spielplatz vorfährt, gehe man nicht mehr mit gutem Gefühl vors Haus. „Und das ist ja nicht nur hier so“, sagt die Frau.
Viele Menschen würden sich nicht trauen, etwas zu sagen
„Der Ehrenzeller Markt ist zum Beispiel total hübsch geworden nach dem Umbau“, doch im angrenzenden Park tummele sich schwieriges Klientel. Auch der Handel auf dem Wegstück zwischen der Kreuzung Helenenstraße und der Kreuzung Haedenkampstraße sei bekannt. „Was mich wirklich stört, ist dass viele Menschen sich das anschauen und sich nicht trauen, den Mund aufzumachen.“ Eine stille Duldung, die in beide Richtungen gilt.
Der Drogenhandel kann in diesem Milieu blühen, die Bürger gehen dem Ärger aus dem Wege. „Solange ich die in Ruhe lasse“, sagt der Rentner, „tun sie mir auch nichts“. Ein Modell, das funktioniert – aber keine Lösung im Kampf gegen die Drogenkriminalität in Altendorf ist. „Ich kann das natürlich nicht belegen“, sagt die Frau, „aber wie ich das so aus dem Fenster beobachte, nimmt der Handel eindeutig zu“.