Von der katholischen Heiligenverehrung über Kirchenfinanzen bis hin zur Bundeswehr – das Themenspektrum war breit gesteckt, als sich Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck jetzt zum gut 90-minütigen Gespräch mit drei Essener Oberstufenkursen traf. Stehen bei der Initiativkreis-Ruhr-Veranstaltung „Dialog mit der Jugend“ sonst üblicherweise Unternehmensvertreter im Fokus, stellte sich diesmal Deutschlands jüngster Diözesanbischof den Fragen der jungen Leute. Ob er denn keine Angst habe, dass Europa irgendwann zu islamisch werde, wollte etwa einer der rund 60 Schülerinnen und Schüler wissen. „Nein, der Islam ist für mich keine Bedrohung“, stellte Overbeck daraufhin klar. Es gebe unter den Muslimen lediglich eine kleine extremistische Minderheit. „Aber auch unter uns Christen gibt es Fundamentalisten, die will ich auch nicht.“ Gerade mit Blick auf muslimische Zuwanderer „kann ich euch nur ermutigen, nicht mit einer Brille von Feindbildern durch die Welt zu gehen“, betonte der Bischof. Die katholische Kirche stehe „nach einer langen, schmerzhaften Geschichte ganz klar zur Religionsfreiheit“, sagte Overbeck auf die Frage nach dem Verhältnis zu anderen Religionen.

Ob denn die Kirche mit ihrem Reliquien-Kult oder dem Umgang mit Frauen heute noch aktuell sei, wollte ein anderer Jugendlicher wissen. Die Nicht-Zulassung von Frauen zum Priesteramt sei eine Last, weil sie heute kaum noch jemand verstehe, gab Overbeck offen zu. Sie sei, „aber auch eine Chance, die Rolle der Frau kulturell noch einmal neu zu definieren“. Er verwies darauf, dass die Frage nach katholischen Priesterinnen eine deutsche Frage sei, die etwa unter Katholiken in Polen oder bestimmten Ländern Lateinamerikas so gar nicht gestellt werde. Mit Blick auf die Verehrung von Reliquien – also den Überresten von Heiligen – fand Overbeck persönliche Worte. „Ich bin katholisch, ohne dass ich ein Reliquien-Fan bin.“ Das ganze Mittelalter könne man sich „ohne Reliquien so nicht vorstellen“ – das hatten die Schüler vor dem Gespräch mit dem Bischof schon bei einem Besuch der Domschatzkammer erfahren – „aber sie gehören eher nicht zur heutigen Frömmigkeit in Essen“.