Freisenbruch. .
„Es hapert an der Nahversorgung“, bedauert Christoph Hahne vom gleichnamigen Optikgeschäft. Der Supermarkt an der Grenze zu Steele, an der Bochumer Landstraße 210, ist der letzte Nahversorger vor Bochum, dazwischen kommt lange nichts - wie die Oase in der Wüste.
Der Netto-Supermarkt verließ den Stadtteil vor rund zwei Jahren, Metzger schlossen, Bäcker ebenso, kürzlich gab noch der letzte Lebensmittel-Anbieter, ein Obst- und Gemüseladen, auf.
Jüngere Leute aus dem Stadtteil würden mal eben mit dem Auto nach Bochum oder in die Steeler City fahren um ihre Kühlschränke voll zu machen, aber älteren Bewohnern macht der Mangel an Lebensmittelgeschäften zu schaffen, wie Horst Rzimski vom „Haus Springob“ oft an seiner Theke hört. „Für einen Liter Milch müssen die Menschen mit ihren Rollatoren oder Gehhilfen lange und umständliche Wege mit dem Bus in Kauf nehmen“, weiß der Wirt.
Neu ist das Problem nicht, aber eben auch keinesfalls besser geworden. Schon vor über einem Jahr appellierte Michael Heep vom Elek-trogeschäft Heep: „Es muss sich etwas tun, sonst ist die Nahversorgung für die Menschen im Quartier auf Dauer ernsthaft gefährdet.“ Aus Sorge um den Stadtteil rief Heep vor knapp zwei Jahren Infoveranstaltungen zu dem Thema „Stadtteilentwicklung Freisenbruch“ ins Leben, daraus gründete sich die Werbegemeinschaft Freisenbruch. Die kann zwar an dem Nahversorger-Problem nichts ändern, aber versucht den Stadtteil immerhin zu beleben und Aktivitäten auf die Beine zu stellen, was bislang auch recht gut funktioniert.
Der erste Freisenbrucher Weihnachtsmarkt sei schon mal ein großer Erfolg gewesen; weitere Aktionen wie Sommerfeste oder ähnliche Veranstaltungen seien in Planung, wie Christoph Hahne vom Optikgeschäft Hahne erzählt. Und: „Die Gemeinschaft funktioniert wirklich gut“, berichtet er stolz. 29 Mitglieder verzeichnet die Werbegemeinschaft mittlerweile. Sie alle setzen sich für mehr Leben im Quartier ein; besonders um weitere Leerstände zu vermeiden und um die Aufmerksamkeit auf den Stadtteil zu wecken. Es gäbe, laut Hahne, zwar gut-funktionierende Geschäfte, aber eben nur wenig Laufkundschaft, auf die er als Optiker glücklicherweise nicht unbedingt angewiesen ist. Die Straße aber würde immer leerer.
Was sich die Mitglieder der Werbegemeinschaft wünschen - und damit sprechen sie wohl für alle Bürger des Viertels: Einen gut-sortierten Nahversorger. Der Standort an der Bochumer Landstraße 340, an dem Netto ansässig war, wäre doch prädestiniert, sind sich alle einig. Passiert ist hier bislang nichts; stattdessen brodelt ständig die Gerüchteküche. „Das Haus soll zum Verkauf stehen. Angeblich gibt es viele Interessenten“, so Wirt Rzimski, der tagtäglich auf das leerstehende Objekt blickt und sich gleichzeitig die Sorgen der Bürger an der Theke anhört.