Essen. An der Fachschule für Goldschmiede in Essen am Berufskolleg Ost wird es auch dieses Jahr keine neue Klasse geben, obwohl sich genügend Interessenten gemeldet hatten. Es fehlen Lehrer. Die Schule setzt lieber andere Schwerpunkte. Das Handwerk fürchtet nun um die Attraktivität des Berufes.

Die Zukunft der Fachschule für Edelmetall-Gestaltung am Berufskolleg Ost ist ungewisser denn je: Auch in diesem Jahr wird es wieder keine neue Klasse für die Weiterbildung von Goldschmieden geben. Das bestätigte Schulleiter Norbert Wintjes auf Anfrage. „Wir haben uns den Entschluss nicht leicht gemacht.“

Seit über 20 Jahren bildete die Fachschule in Essen Goldschmiede zum staatlich geprüften Gestalter für Schmuck und Gerät aus. Sie ist die einzige Einrichtung im nordwestdeutschen Raum, wo diese Vollzeit-Ausbildung angeboten wurde. 2013 hatte das Berufskolleg die Ausbildung erstmals ausgesetzt. Ob mit der neuerlichen Absage das endgültige Aus der Fachschule besiegelt ist? Schulleiter Wintjes will sich dazu noch nicht festlegen.

Kämpfer um Erhalt der Fachschule

Einer, der das jedoch befürchtet, ist Dietrich Frisse. Frisse selbst war langjähriger Gestaltungslehrer an der Fachschule und ist leidenschaftlicher Kämpfer um deren Erhalt. Briefe ans NRW-Bildungsministerium und eine Petition mit fast 500 Unterschriften haben jedoch nichts genutzt. Frisse wirft der Schulleitung nach der neuerlichen Absage vor, sich nicht genügend für den Fortbestand zu engagieren und spricht von einem „Gehampel“ auf dem Rücken der Betroffenen. Denn Interessenten für eine Klasse zum Start 2014 hätte es genügend gegeben. Das bestätigt auch Schulleiter Wintjes.

Das Problem sind die Lehrer, die fehlen. Mit Risse waren in den letzten Jahren mehrere Gestaltungslehrer aus Altersgründen ausgeschieden. Nachfolger gab es nicht. Eine Stelle, die Wintjes jetzt hätte nachbesetzen können, hätte aber für den Erhalt der Ausbildung nicht ausgereicht, betont er. Und weiteres Lehrpersonal abstellen, will Wintjes auch nicht. Denn die Fachschule für Goldschmiede zählt für ihn zur „On-Top-Ausbildung“, also eine, die man sich leisten kann aber angesichts der knapper werdenden Mittel nicht muss.

Aufwertung des Berufsbildes

Die Kreishandwerkerschaft Essen jedenfalls bedauert den Entschluss. Sie befürchtet, dass das Aussterben dieses alten Handwerkberufes in der Region beschleunigt wird. „Der Beruf wird ohne eine ortsnahe Qualifizierungsmöglichkeit noch unattraktiver“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Dapprich. Die schlechte Bezahlung sei schon ein Grund, warum junge Menschen heutzutage die Ausbildung scheuten. Die Spezialisierung zum Gestalter habe zumindest eine Aufwertung des Berufsbildes gebracht, zumal seit der Reform der Handwerksordnung jeder Goldschmied werden kann.

Ein Fünkchen Hoffnung bleibt noch: Derzeit wird mit der Handwerkskammer Düsseldorf wohl darüber verhandelt, ob die Schule zumindest als Meisterschule weitergeführt wird.