Essener Norden. . Ein NRW-Arbeitskreis mit Vertretern aus zehn Verbänden und Institutionen tagte im Zentrum für Türkeistudien an der Altendorfer Straße. Neue Internetseite wurde gestartet. Weiteres Engagement ist geplant.

Auf dem Tisch der Runde steht eine weiße Kaffeetasse mit einem roten Herzen. Der schwarze Schriftzug könnte Programm für die Veranstaltung im Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Altendorfer Straße sein: „Bester Papa der Welt“ steht auf der Tasse. Und in der Runde wird lebhaft über die Intensivierung der interkulturellen Väterarbeit diskutiert.

2007 haben sich in Nordrhein-Westfalen zehn Verbände und Institutionen in einem Arbeitskreis zusammengeschlossen, darunter Awo, Caritas, freie Träger und kommunale Integrationszentren. Fördermittel kommen vom Landesministerium für Arbeit, Integration und Soziales. Das Ziel: Nach der Familien- und der Mütterarbeit soll sich jetzt verstärkt um die interkulturelle Arbeit mit Vätern gekümmert werden.

Arbeit in Studie dokumentiert

„Das gesellschaftliche Weiterkommen von Kindern und Jugendlichen hängt ganz stark von ihrer Bildungssituation ab. Dafür wollen wir auch die Väter noch stärker sensibilisieren“, erklärt Christian Gollmer. Der Sozialpädagoge moderiert und koordiniert den Arbeitskreis. Allerdings, so die Erfahrung, ist die gewünschte Zielgruppe der Migrantenväter, nicht nur im Essener Norden, schwer zu erreichen. „Viele sind in der Schichtarbeit tätig. Das erschwert uns den Zugang erheblich“, sagt Michael Tunc vom Essener Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung. Er begleitet den Integrationskreis wissenschaftlich, dokumentiert dessen Arbeit in einer Studie.

Schichtarbeiter können abendliche Kurse nur unregelmäßig besuchen. An Wochenenden müsste der Arbeitskreis extra Honorarkräfte bezahlen. „Und irgendwann gehört Papa auch mal den Kindern“, sagt Michael Tunc. Deshalb sind kreative Lösungen und niedrigschwellige Einstiegs-Angebote gefragt, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Wie Vater-Kind-Kurse oder gemeinsame Ausflüge, bei denen auch über Erziehung und Bildung informiert und gesprochen wird. „Es ist wichtig, die Väter auf der muttersprachlichen Ebene abzuholen. Eine grundsätzliche Bereitschaft zur Mitarbeit ist bei fast allen da“, sagt Gürcan Ucan, der für die Stadt Herne in der Integration tätig ist und sich im Arbeitskreis engagiert.

"Wir setzten auf das Schneeballsystem"

Etwa 200 Väter werden so jedes Jahr neu erreicht. Eine überschaubare Zahl für ganz NRW und zehn beteiligte Institutionen. „Wir setzen auf das Schneeballsystem, auf stärkere Vernetzung mit Schulen, Vereinen, Kirchen und Moscheen. Unser Angebot soll sich verstetigen und verbreiten“, erklärt Koordinator Christian Gollmer.

Gestern wurde die neue Internetseite des Arbeitskreises vorgestellt. Die hält unter „iva-nrw.de“ Informationen bereit. Der Arbeitskreis hofft, dass damit seine Angebote noch intensiver genutzt werden. Auch im Essener Norden.