Essen. . Wie der Oberbürgermeister in Rüttenscheid für die Messe-Modernisierung wirbt. Klagen über verwirrende Fragestellung.

Der Platz am Tresen ist keiner an dem Oberbürgermeister Reinhard Paß vorzugsweise Lokalpolitik betreibt. Überhaupt ist der Amtsinhaber von seinem Temperament her weder Nachteule noch Partylöwe. Aber es soll ja hinterher niemand behaupten dürfen, er habe nicht alles versucht, sollte es für das Aktionsbündnis „Pro Messe“ beim Bürgerentscheid am 19. Januar schief gehen. Dass es anders kommt, dafür stürzte sich der OB am Freitagabend persönlich ins Nachtleben: auf Stimmenfang bei einer Kneipentour über die Rü.

Bei Oliver Stuckmann, der mit Freunden im „Plan B“ feiert, rennt Paß gleich offene Türen ein. Stuckmann hat auf der Hochzeitsmesse ausgestellt. Seine Einschätzung: Organisation und Logistik seien in Messehallen schwer verbesserungswürdig. „Das wird besser“, verspricht Paß. Wenn die Messe erst einmal modernisiert ist. Wenn! Einen Plan B haben weder die Befürworter des 123-Millionen-Euro-Projektes in der Schublade noch haben ihn diejenigen, die dagegen sind und beim Bürgerentscheid für ein „Ja“ werben. Kleiner, aber feiner soll die Messe ihrer Auffassung nach werden. Was das heißt, bleibt nebulös. Umso leichter verfängt die plakativ-zugespitzte Behauptung, das Geld, das die Stadt für die Messe ausgeben will, fehle dann für Kitas, Schulen oder Sportplätze. Ob das denn so richtig sei, wird Paß gefragt. Der OB weiß, dass der Tresen zu später Stunde nicht der ideale Ort ist, um jemandem zu vorgerückter Stunde bei Bier oder Piccolo den Unterschied zwischen Verwaltungs- und Investitionshaushalt näher zu bringen. Die junge Frau ihm gegenüber nickt freundlich. Hat Paß sie überzeugt? „Hauptsache, Sie stimmen ab“, sagt er diplomatisch und wünscht einen schönen Abend.

Immerhin: Die meisten, die Paß anspricht, wissen sehr wohl, dass am 19. Januar ein Bürgerentscheid ansteht. Gefüllt jeder zweite will sogar bereits abgestimmt haben. Nicht nur Unentschlossene hadern aber mit der Fragestellung. Wer für die Messe-Modernisierung ist, muss mit „Nein“ abstimmen, wer dagegen ist mit „Ja“. Paß hebt entschuldigend die Hände. Die Frage haben die Initiatoren des Bürgerbegehrens so formuliert. Ob pro oder contra - auch dafür zieht Paß um die Häuser: Niemand soll nach dem Bürgerentscheid verkatert aufwachen und sagen können, er habe sich beim Kreuzchenmachen wohl vertan.