Gerade, weil ich für die Messe bin, werde ich den Bürgerentscheid unterstützen und mit Ja stimmen. Dafür gibt es gute Gründe. Großmessen, die eine erweiterte Fläche benötigen, werden Essen auch weiterhin verlassen, weil eine Ausweitung von Messefläche am jetzigen Standort nicht möglich ist. Es geht um die Bestandspflege der jetzigen Messen und um Qualitätsverbesserung. Sicher ist es richtig, dass das Nordportal und die zum Teil zweistöckigen Hallen modernisiert werden müssen.

Doch muss man deshalb gleich das einzig signifikante Gebäude – das Messehaus Süd – schon nach zwei Jahrzehnten platt machen, damit die Verwaltung eine neue Bleibe findet? Und nicht nur das: Auch die Galeria soll eventuell weg - jener erst vor 13 Jahren eröffnete, hochgelobte Messe-Boulevard des italienischen Star-Architekten Mario Bellini, an dessen Ende das größte Glaskunstfenster Europas ein grandioses Ausrufungszeichen setzt.

Und dann das unterirdische, tageslichtfreie Kongresszentrum an der Gruga, dessen Finanzierung in den Sternen steht - eine wahrhaft unterirdische ldee! lch meine: Die Messe ist viel zu wichtig, als dass sie für Schildbürgerstreiche taugt. Und es ist pure Panikmache zu behaupten, dass viele Veranstalter bei einem positiven Bürgerentscheid gleich abwandern würden.

Daher plädiere ich dafür, dem neuen Messe-Chef die Zeit zu geben, das Planungs- und Kommunikationsdesaster seiner Vorgänger aufzuarbeiten und eine Ertüchtigung mit Augenmaß auf den Weg zu bringen.

Willi Nowack