Essen. . Beim „Dialog mit der Jugend“ mit Bischof Overbeck kamen andere Fragen auf den Tisch, als bei den Wirtschaftsbossen, die Schüler im Zuge der Gesprächsrunden des Initiativkreises Ruhrgebiet sonst besuchen.

Wie viel verdient ein Bischof, warum unterstützt die Kirche Soldaten in Afghanistan und wie steht’ s mit dem Zölibat? Beim „Dialog mit der Jugend“ mit Bischof Franz-Josef Overbeck kamen andere Fragen auf den Tisch, als bei den Wirtschaftsbossen, die die Schulklassen im Zuge der Gesprächsrunden des Initiativkreises Ruhrgebiet für gewöhnlich besuchen. Hier ging es nicht nur um Geld und Macht, sondern auch um Ethik und Moral.

Knapp 60 Oberstufen-Schüler des Maria-Wächtler-Gymnasiums in Rüttenscheid und des Gymnasiums am Stoppenberg hatten gestern in der Aula des Bischöflichen Generalvikariats die Möglichkeit, dem Oberhaupt des Bistum Essen ihre Fragen zu stellen.

Passt Kirche und Militär zusammen?

„Es muss angemessen sein“, fasste Overbeck die aufflammende Diskussion über den persönlichen „Luxus“ eines Bischofs zusammen. Er verdiene 12.000 Euro im Monat, fahre einen Phaeton und nutze auch schon mal das Flugzeug für Wege innerhalb Deutschlands. „Manchmal ist das eben das günstigste Verkehrsmittel im Verhältnis zu Zeit und Kraft“, so der Bischof. Es sei wichtig, dass Papst Franziskus uns dazu anrege, wach das Gewissen zu prüfen. „Aber was ich nicht leiden kann, ist das Übermoralisieren und das Skandalisieren von Personen, was derzeit häufig stattfindet“, so Overbeck.

Die skeptische Frage, wie Kirche und Militär denn zusammenpassen würden, beantwortete der Bischof mit dem Recht auf Seelsorge für die Soldaten und verschaffte den Jugendlichen auch darüber hinaus einen Einblick in die Lebenswelt der Menschen in Afghanistan. „Wir kümmern uns um die Soldaten vor Ort, die fern von ihren Familien und Partnerschaften mit elementaren Lebensfragen zu uns kommen“, sagte Overbeck, der noch vorletzte Woche in Afghanistan war. „Ihre Fragen und Ängste können sie mit uns als zum Schweigen verpflichtete Priester vertrauensvoll besprechen“. Seelsorge sei für diese Menschen mitten im Bürgerkrieg besonders wichtig. „Wir unterstützen nicht den Krieg, wir kümmern uns um die Menschen“, so Overbeck.

Ein weiteres kritisches Thema, auf das die Jugendlichen immer wieder zu sprechen kamen, war das Verhältnis der katholischen Kirche zum Islam. Ob der Bischof denn gar keine Angst habe, dass Europa irgendwann komplett islamistisch geprägt sein könnte? Darauf gab es ein klares „Nein“ vom Essener Kirchenoberhaupt. Im Gegenteil ermutigte er die jungen Leute, nicht mit der negativen Brille von Feindbildern durch die Welt zu gehen. Extremismus sei gefährlich, aber die Mehrheit der Muslime suche hier in Deutschland nach einem Weg des friedlichen Zusammenlebens.

Und wie politisch Kirche sein dürfte, wollten die Oberstufler wissen? „Kirche ist definitiv politisch, wir lassen uns nur von keiner Partei instrumentalisieren“, sagte Overbeck. „Religion ist nichts für die fromme Stunde daheim“, so der Bischof. „Wir Christen engagieren uns ja auch sozial. Nur, dass das dann nicht unbedingt politisch, sondern christlich motiviert ist.“

Auf die Frage was Kirche tun könnte, um wieder mehr junge Menschen anzusprechen, sagte Overbeck, dass die Kirche mit Veranstaltungen, Präsenz in Schulen und anderem versuchen könnte, mit der Jugend in Kontakt zu kommen. „Aber wenn ihr euch nicht freiwillig dazu entscheidet mit uns zu leben, dann können wir auch einen Kopfstand machen und werden nicht zu euch vordringen“, sagte Overbeck. „Und wenn ihr euch auf der anderen Seite nicht selber einbringt, wissen wir wiederum nicht, was ihr euch eigentlich von der Kirche wünscht.“

Und das Feedback der Schüler? Die Antworten seien offen, ehrlich und ausführlich gewesen, so Hendrick Heyer vom Maria-Wächtler-Gymnasium. „Vielleicht ein bisschen zu ausführlich. Ich hätte mir mehr Gespräch gewünscht und etwas kürzere Antworten“, so der 17-Jährige. „Die Schilderungen aus Afghanistan haben mich aber sehr beeindruckt.“