Herr Klieve, mal abgesehen von der Messe: Warum schöpft die Stadt seit Jahren ihren Investitionsrahmen nicht aus? Bedarf gäbe es doch.

Die Fachbereiche sagen oft, sie hätten zu wenig Personal, um beispielsweise alle Schulen, die es nötig hätten, generalinstandzusetzen. Das sind komplexe Bauaufgaben, die betreut werden müssen. Es ist ja nicht damit getan, etwa nur eine marode Toilettenanlage zu sanieren - das dürfte ich aus dem Investitions-Budget auch gar nicht bezahlen.

Kein Personal - das kann nicht der einzige Grund sein.

Stimmt. Oft melden die Fachbereiche vorsorglich Investitionen an, ohne dass die Planungen fertig sind. Oder es ist überhaupt nicht klar, ob die jeweilige Schule oder Sportanlage in Zukunft gebraucht wird. Dann wäre es fahrlässig groß zu investieren und dann stehe ich auch schon mal auf der Bremse. Oder die Stadt schafft es entgegen ihren Absichten nicht, ihre Grundstücke und Immobilien wirklich zu managen. Deshalb haben wir jetzt wichtige Immobilien an den Allbau abgegeben, damit die dann sinnvoll investieren. Die können das besser. Aus all diesen Gründen war unser Kreditrahmen im Investitionsetat höher, als wir tatsächlich ausgeben konnten.

Zurück zum Thema Messe: Wenn die Stadt gar nicht in der Lage ist, soviel zu investieren, wie es wünschenswert oder nötig wäre - verschlägt die Messe-Investition dann etwas?

Nein, sie verschlägt nichts. Wenn wir als Stadt der Messe einen Kredit über 100 Millionen Euro geben - den Rest finanziert die Messe selbst - , dann geht das definitiv nicht zulasten anderer Vorhaben. Die jetzt gewählte Finanzierung per Kredit ist im Übrigen besser als eine Bürgschaft, weil wir günstiger an Kredite kommen als unsere Stadttöchter.

Das hört sich arg idyllisch an. Kredite kosten Zinsen. Und die Stadt muss doch weiterhin hart sparen.

Das muss sie. Deshalb sehe ich ausbleibende Investitionen auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits gilt: Jeder Euro, den wir nicht als Kredit aufnehmen müssen, hilft uns bei der Konsolidierung des Haushalts, denn wir müssen dafür keine Zinsen zahlen, die uns belasten. Andererseits: Sinnvolle Investitionen, ob in die Messe oder in eine Schule, sind mir deutlich lieber als Ausgaben für das laufende Geschäft der Verwaltung, die keine nachhaltige Wirkung haben. Mit Investitionen werden langfristige Werte geschaffen, da habe ich gar kein Störgefühl.

Kann denn der Kreditrahmen eng werden in den nächsten Jahren?

Auszuschließen ist das nicht. Aber ich muss noch mal betonen: Für die nötigen und realisierbaren Investitionen wird Geld genug da sein.