Während in Bergerhausen rund um die Kirche St. Hubertus langsam wieder Ruhe einkehrt, steckt den Einsatzkräften die dramatische Nacht noch in den Knochen. „Das hätte wirklich schlimmer ausgehen können“, seufzt Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen am Samstagmorgen. Da sind die Dachdecker schon da, um den Turm von St. Hubertus notdürftig zu sichern – mit Hilfe eines Spezialkrans, der noch in der Nacht gekommen war. „Bei 74 Metern Turmhöhe sieht unsere 30 Meter-Drehleiter winzig aus“, sagt Filzen. Darum hatte man zunächst einen 50 Meter hohen Teleskop-Mast der Dortmunder Kollegen kommen lassen: „Mit dem konnten wir zumindest einen Wasserschleier um den brennenden Turm legen.“

Gegen 0.30 Uhr war dann der von einer Polizeieskorte begleitete Spezialkran der Düsseldorfer Firma Gerken mit einer Arbeitshöhe von 84 Metern da. Bevor das schwere Gerät aufgestellt werden konnte, mussten zunächst einige Autos abgeschleppt werden. Außerdem musste sichergestellt werden, dass der Turm nicht akut einsturzgefährdet war. „Gegen drei Uhr morgens konnten unsere Leute mit dem Korb hochfahren und die Bleche vom Turm nehmen. Als da Luft reinkam, brannte es erst so richtig. Das haben wir dann sofort gelöscht“, schildert Filzen. Anschließend mussten angesengte Turm-Teile nach unten befördert werden, das schwere Kreuz wurde von der abgeknickten Turmspitze abgesägt. „In der Nacht war die Sorge groß, dass da etwas ins Kirchenschiff stürzt.“

Für Pastor Ludger Toups war in dieser aufregenden Nacht an Schlaf nicht zu denken. Ähnlich erging es vielen Gemeindemitgliedern, die herbeigeeilt waren, Kunstwerke wie die Marienstatue ins Freie trugen – und Gebete für ihr Gotteshaus sprachen. „Dass so viele Ehrenamtliche hier die ganze Nacht mit anpacken, zeigt doch auch das Gefühl: ,Das ist unsere Kirche!’“, sagt Generalvikar Klaus Pfeffer, der auf Geheiß von Bischof Franz-Josef Overbeck nach Bergerhausen geeilt war.

Die Reparaturkosten sind noch nicht zu beziffern. Versichert sei man gegen solche Schäden jedenfalls nicht, so Pfeffer. „Aber wir werden der Gemeinde natürlich unter die Arme greifen.“ Die hatte erst vor zwei Jahren nach einem Sturmschaden lose Kupferplatten am Kirchturm ersetzt. Bei der Gelegenheit sei auch eine morsche Holztreppe durch eine solide Alu-Leiter ersetzt worden, sagt Maximilian Hüls aus dem Kirchenvorstand. „Wir haben nicht gedacht, dass wir die so schnell brauchen würden.“

Denkmalgeschützt und 100 Jahre alt

Dass schon Sonntag wieder Gottesdienst gefeiert werden kann, ist auch den vielen Gemeindemitgliedern zu verdanken, die aufräumen. Ihre Solidarität dürfte auch gefragt sein, wenn es um die Wiederherstellung des Turms geht. „Deckel drauf – das wäre die kostengünstigste Lösung. Aber das will natürlich keiner“, sagt Altfrid Norpoth vom Vorstand des Gemeinderates. Für den Werdener Galeristen Johannes von Geymüller, der sich für Kirchenarchitektur in Essen einsetzt, ist es keine Frage, dass die alte Form wieder her muss. Das 100 Jahre alte, denkmalgeschützte Gotteshaus sei eine Landmarke im Moltkeviertel. „Ich hoffe, dass viele Menschen für den Kirchturm spenden!“

Paradox, aber es sieht so aus, als ginge die Gemeinde durch das Unglück sogar gestärkt ins Jubiläumsjahr. Im Juni wird es ein großes Sommerfest anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Kirche geben. Hoffentlich dann wieder mit einer intakten Turmspitze.