In Essens zentralem Mülltonnen-Lager lernt man, seinen Blick zu schärfen für das Alltagsphänomen Mülltonne. Grau für Restmüll, Gelb für Verpackung, Blau für Papier, ist alles klar. Aber Silber? „Das sind die, die bei öffentlichen Veranstaltungen aufgestellt werden, das ist immer so“, sagt Gerhard Brozek.
Brozek, 56, Mitarbeiter der Jugendhilfe Essen, schenkt Tonnen ein langes Leben, indem er sie repariert. Die Jugendhilfe, eine städtische Beschäftigungsgesellschaft, hat große Werkstatt- und Lagerhallen in einer ehemaligen Fahrstuhlfabrik an der Schürmannstraße in Bergerhausen. Dort betreibt sie Essens zentrales Mülltonnen-Lager, schon seit dem Jahr 2008 gibt es eine entsprechende Kooperation mit den Entsorgungsbetrieben EBE. Von dort, aus dem zentralen Mülltonnenlager, kommt die neue Tonne her, wenn man bei der EBE anruft und eine neue ordert, weil die alte kaputt ist. An der Schürmannstraße lagern rund 3500 Abfallbehälter, manche fabrikneu, andere gereinigt und generalüberholt. Alle jedenfalls sind sie einsatzbereit.
Genau 191 640 Mülltonnen sind nach Angaben der Entsorgungsbetriebe derzeit im Stadtgebiet in Umlauf; das sind alle Behälter zwischen 40 und 1100 Liter, man spricht von Tonnen, und ab 660 Litern von Containern. Rund 2000 Behälter pro Jahr würden ersetzt.
„Klassische Schäden sind defekte Deckel oder Scharniere, verloren gegangene Schrauben oder Räder, die kaputt gehen“, berichtet Brozek. Auch Bremsen, die die Container an den Rollen haben, seien anfällig.
Die Entsorgungsbetriebe schicken ihren Wasch-Wagen ständig zur Schürmannstraße, dort werden die Behälter gereinigt, ehe sie repariert werden. Besonders starkem Dreck rückt Brozek später mit Spezialmitteln zu Leibe. „Die Leute schreiben ja oft mit Filzstift den Namen auf ihre Tonnen. Eigentlich darf man das nicht.“ Fies seien auch Aufkleber-Reste.
Ein hartes Leben haben auch jene Mülltonnen, deren Besitzer sich angewöhnt haben, ihren Müll regelmäßig lose in die Tonne zu kippen, nicht in Beuteln. Auch, wenn der Wasch-Wagen der EBE täglich gute Arbeit leistet, wie Brozek versichert: „Bei manchen Tonnen hilft nach Reinigung und Reparatur nur ein Deo, wir haben da ein besonderes Spray, mit dem wir die Tonnen behandeln.“
So viel Leidenschaft für eine saubere, funktionierende Mülltonne zahlt sich aus: Es gibt Behälter, die sind mehr als 20 Jahre alt. Sie stehen auf dem Hof der Jugendhilfe und können von jetzt auf gleich wieder losgeschickt werden.
Doch es gibt Schäden, da kann auch Brozek nichts machen. „Bei Rissen oder Brüchen ist Ende.“ Und wenn eine Tonne unrettbar kaputt ist, kommt sie dann auf den Müll? „Dann wird sie nicht weggeschmissen“, sagt Brozek, „sondern sie wird recycelt.“